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18.09.20 / Heinkel He 280 / Nicht nur der erste Düsenjäger

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38 vom 18. September 2020

Heinkel He 280
Nicht nur der erste Düsenjäger
Friedrich List

Die Heinkel He 280 vereinigte gleich mehrere technische Neuerungen. Sie war der erste Düsenjäger der Welt, das erste Düsenflugzeug mit zwei Strahltriebwerken, das erste mit Bugrad und auch das erste Flugzeug mit einem Schleudersitz als Rettungsmittel für den Piloten. 

Aber gleich der Beginn der Flugerprobung stand unter einem ungünstigen Stern. Weil die Triebwerke nicht fehlerfrei funktionierten, absolvierte die He 280 V1 ihren Erstflug am 22. September 1940 im Schlepp eines Heinkel-He-111-Bombers. Die He 111 schleppte die He 280 mit Testpilot Paul Bader am Steuer auf 4000 Meter Höhe. Dort klinkte sich Bader aus und steuerte die He 280 im Gleitflug zurück zum Flugplatz Rechlin. 

Den eigentlichen Erstflug mit installierten Triebwerken holte Fritz Schäfer mit der V2 am 30. März 1941 nach. Zum Vergleich: Das erste britische Düsenflugzeug, die Gloster E28/39, flog am 15. April 1941 zum ersten Mal. 

Die Entwicklung des neuen Flugzeugs hatte noch zu Friedenszeiten Mitte 1939 begonnen. Das Reichsluftfahrtministerium (RLM) hatte Richtlinien für ein Jet-Jagdflugzeug herausgegeben. Daraus entstanden bei Heinkel die He 280 und bei Messerschmitt die Me 262. 

Der Beginn des Zweiten Weltkriegs erschwerte die Arbeiten und behinderte besonders die Triebwerksentwicklung. Heinkels Triebwerk He S8A lief nie ohne Probleme. Trotzdem war die Erprobung der ersten drei Prototypen erfolgreich, zeigte aber auch kleinere Mängel. Das Flugzeug war bei hoher Geschwindigkeit schwer zu steuern, und in Heck und Leitwerk traten Vibrationen auf. Eines der Versuchsmuster gewann vor hohen Luftwaffenoffizieren einen Schauluftkampf gegen eine Focke-Wulf Fw 190. Das RLM erteilte also einen Auftrag über neun Prototypen und 13 Vorserienmaschinen der A-Serie. Danach sollte die Firma Siebel 300 Maschinen der B-1-Version produzieren. 

Aber dazu kam es nicht. Das RLM hatte auch an Messerschmitt einen Auftrag zum Bau der Me 262 gegeben, weil deren Leistungen vielversprechender erschienen. Wegen der Triebwerksprobleme musste Heinkel die Erprobungsflüge über Monate einstellen. Im September 1943 entschloss er sich, den Jäger mit Jumo-004-Triebwerken auszurüsten, die später die Me 262 antreiben sollten. Die V2 und die V4 flogen erfolgreich, aber durch die größeren und schwereren Triebwerke hätten die Serienflugzeuge ein höheres Fahrwerk und eine stärkere Konstruktion benötigt. Heinkels Entwicklungsvorsprung war dahin. Im Frühjahr 1943 strich das RLM den He-280-Auftrag. Es blieb bei neun gebauten Versuchsflugzeugen.