25.04.2024

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18.09.20 / Häuser erzählen ihre Geschichte / Vom Haus für Technik zum Haus der Technik / Baustoffhandel und Tiefbau: Gustav Manncke, Köslin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38 vom 18. September 2020

Häuser erzählen ihre Geschichte
Vom Haus für Technik zum Haus der Technik
Baustoffhandel und Tiefbau: Gustav Manncke, Köslin

In Köslin steht auf dem Grundstück an der früheren Buchwaldstraße 34-36 das „Haus der Technologie“. In ihm erhalten Unternehmen und Kommunen Unterstützung administrativer Art, konkrete Kurse und Schulungen sowie direkte technische Dienstleistungen. Darüber hinaus können sie dort Schulungs-, Seminar- und Geschäftsräume mieten. 

Und wieso berichtet „Die Pommersche Zeitung“ über dieses Haus? Nun, die repräsentative Villa diente bis 1945 der damals bekannten Firma Gustav Manncke als Hauptsitz, umgeben von ihren Fabriken.

Weithin bekanntes Unternehmen 

Das Unternehmen, von dem späteren Präsidenten der Industrie- und Handelskammer 1886 gegründet, war eine der vielseitigsten und daher bedeutendsten Baustoff- und Fabrikationsfirmen im hinterpommerschen Raum. Ihre Anzeige in der „Kösliner Zeitung“ vom März 1925 bietet folgende Firmenleistungen an: „Dachpappen- und Teerprodukten-Fabrik – Baumaterialien- und Baueisen-Großhandlung – Zementwaren-Fabrik – Beton- und Eisenbetonbauten – Kohlengroßhandel – Besondere Abteilung: Brunnenbau und Wasserversorgung“. 

Sie hat von 1910 bis 1912, also bis zum Start der großen Gewerbe-, Industrie- und Landwirtschaftsausstellung, die Kanalisation der Stadt geschaffen, zahlreiche Brücken gebaut, Tiefbohrungen durchgeführt und Wasserversorgungsleitungen eingerichtet, zum Beispiel diejenige für das neu errichtete Tuberkuloseheim am Gollenwald. In der angeschlossenen Betonwarenfabrik wurden Betonrohre bis 150 Zentimeter Durchmesser, Bordsteine, Dachsteine und Gehwegplatten hergestellt. Für die Gutsbehausungen der Umgebung fertigte man Dachpappen an; daher stammte der Spitzname des Fabrikanten: „Pappen-Manncke“.

Gustav Manncke pflegte auch Geschäftsverbindungen bis in den Westen Deutschlands. Bei derartigen Aufbauleistungen ließen Ehrenämter nicht lange auf sich warten – vom Kösliner Stadtverordneten bis zu der erwähnten IHK-Präsidentschaft für den Regierungsbezirk Köslin mit Sitz in Stolp. 1933 übernahm Gustav Mannckes Witwe, 1870 in Köslin geboren, in der Marienkirche konfirmiert und getraut, mit ihrem jüngsten Sohn Georg die Firmenleitung. Nachdem dieser im März 1942 in Rußland gefallen war, führte Wilhelmine Manncke das Unternehmen mit einem Zweiggeschäft in Schlawe bis zu ihrer vertreibungsbedingten Flucht nach Westen im September 1945.

Detlef Schwenkler

 Heimatkreis Köslin