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18.09.20 / Historische Fotografie / Preußens gläsernes Gedächtnis / Fotoband präsentiert einzigartige historische Aufnahmen von preußischen Schlössern und Gärten. Eine wichtige Rolle spielte dabei – Gelatine

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38 vom 18. September 2020

Historische Fotografie
Preußens gläsernes Gedächtnis
Fotoband präsentiert einzigartige historische Aufnahmen von preußischen Schlössern und Gärten. Eine wichtige Rolle spielte dabei – Gelatine
Harald Tews

Als die Fotografie noch in den Kinderschuhen steckte, sorgte eine neue Erfindung für bessere Aufnahmen: die Glasgelatinetrockenplatte. Die mit simpler Gelatine beschichteten Fotoplatten ermöglichten durch sehr kurze Belichtungszeiten Momentaufnahmen und dokumentarische Fotografien auch außerhalb der Ateliers. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) bewahrt in ihren Archiven zirka 20.000 dieser Glasnegative auf, die ab 1879 die Fotografie revolutionierten.

Den größten und kostbaren Teil der Sammlung bilden dabei die bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs aufgenommenen Fotos. Sie zeigen die preußischen Schlösser und Gärten noch in ihrer Gesamtheit und dokumentieren zugleich vielfach unwiederbringlich Verlorenes. Dazu zählen nicht nur verschollene Kunstwerke, sondern ebenso zerstörte Schlösser. Mit dem von Jürgen Becher, dem Leiter des Dokumentations- und Informationszentrums der SPSG, verfassten Band „Das Gläserne Gedächtnis. Preußische Schlösser in historischen Ansichten“ werden die Aufnahmen erstmals einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Zu sehen sind vor allem Fotografien von Schloss- und Gartenensembles, die vor 1945 als Museumsschlösser zur preußischen Schlösserverwaltung gehörten. Infolge des Zweiten Weltkriegs und der deutsch-deutschen Teilung werden diese Anlagen heute von anderen Institutionen verwaltet, so unter anderem die Schlösser im Rheinland, Schloss Mohlsdorf in Thüringen oder Kassel-Wilhelmshöhe. Andere wurden zerstört, wie etwa die Stadtschlösser in Königsberg und Potsdam oder das Berliner Schloss. Einige historische Aufnahmen dokumentieren Kriegseinwirkungen und Bauschäden, Restaurierungs- und Sanierungsmaßnahmen.

Die Sammlung ist eine Fundgrube für alle an preußischer Geschichte Interessierten und zugleich fotohistorisch faszinierend – so finden sich darin beispielsweise farbige Glasplattendias, sogenannte Autochrome, aus der Werkstatt des Berliner Fotopioniers Ottomar Anschütz.

Der liebevoll gestaltete Band öffnet eine Tür zu einer versunkenen Welt, die in den gezeigten Aufnahmen und mithilfe der Texte wieder lebendig wird. Das Buch wird außerdem eine im Jahr 2021 geplante Ausstellung in den Römischen Bädern im Potsdamer Park Sanssouci begleiten.

Jürgen Becher: „Das Gläserne Gedächtnis. Preußische Schlösser in historischen Ansichten“, Edition Braus, Berlin 2020, gebunden, 144 Seiten, 120 Abbildungen, 28 Euro