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18.09.20 / Für Sie gelesen / Die Macht der Finanzdienste

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38 vom 18. September 2020

Für Sie gelesen
Die Macht der Finanzdienste
Wolfgang Kaufmann

Die wahren Giganten der heutigen Finanzwelt sind weder die Großbanken noch die als „Heuschrecken“ bezeichneten Hedgefonds, sondern eher im Hintergrund agierende „Vermögensverwalter“ wie die US-Konzerne 

BlackRock, Vanguard, State Street, Fidelity, Pimco, Capital Group, Prudential, Northern Trust, Invesco und Wellington. Denn diese jonglieren mit Kundengeldern in Höhe von sagenhaften 

74 Billionen US-Dollar. Zum Vergleich: Die acht reichsten Männer der Welt kommen zusammen „nur“ auf knapp 500 Milliarden. Solche und weitere interessante Zahlen finden sich in dem Buch des Wirtschaftsjournalisten Jens Berger „Wer schützt die Welt vor den Finanzkonzernen?“

Wie der Titel schon ahnen lässt, hält der Autor es für brandgefährlich, dass so viel Geld in den Händen einiger weniger „Finanzdienstleister“ konzentriert ist: Schließlich gehe damit auch eine ungeheure Macht einher. Und tatsächlich ist der Einfluss von BlackRock und Co. immens. So kontrollieren diese sogenannten „institutionellen Investoren“ über ihre Aktienanteile oder -mehrheiten praktisch alle großen Unternehmen der westlichen Welt von Apple bis Zalando.

Mittlerweile hat es der Branchenriese BlackRock auch geschafft, Algorithmen zu entwickeln, mit denen er die Finanzprodukte anderer Unternehmen auf deren Wunsch hin bezüglich der darin enthaltenen Risiken durchleuchten kann. Das verschafft ihm einen Informationsvorsprung, der hilft, die eigene Anlagestrategie zu optimieren. Dies galt besonders für die Zeit nach Ausbruch der Finanzkrise von 2008, als die Politik belastbare Aussagen über Banken, Fonds und Versicherungsgesellschaften benötigte, um entsprechende Rettungsprogramme auflegen zu können. Damals avancierte BlackRock einerseits zum Lotsen durch den Krisenorkan und erhielt andererseits unschätzbar wertvolle Einblicke in das Portfolio sämtlicher Wallstreet-Schwergewichte. Deshalb steht BlackRock nun mit 6,85 Billionen US-Dollar Anlagekapital an der Spitze aller „Vermögensverwalter“.

Wie Berger an zahlreichen Beispielen zeigen kann, reicht der Einfluss der Finanzkonzerne dabei auch weit in die deutsche Wirtschaft hinein. Beispielsweise hält BlackRock Aktien sämtlicher DAX-Konzerne im Wert von rund 

80 Milliarden Euro. Ansonsten wird dargelegt, in welch großem Umfang die „Vermögensverwalter“ an Rüstungsfirmen beteiligt sind und somit unter anderem auch den Bau von Massenvernichtungswaffen finanzieren. Das führt die salbungsvollen Worte des BlackRock-Chefs Larry Fink vom Januar 2018, man habe stets nur das Gemeinwohl im Blick, ad absurdum.

Berger schafft es, ein sprödes Thema spannend abzuhandeln, weshalb das Buch auch jenen zu empfehlen ist, die sich sonst nicht für wirtschaftliche Fragen interessieren. Danach werden sie die Welt garantiert mit anderen Augen sehen!

Jens Berger: „Wer schützt die Welt vor den Finanzkonzernen? Die heimlichen Herrscher und ihre Gehilfen“, Westend Verlag, Frankfurt/Main 2019, broschiert, 298 Seiten, 22 Euro