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25.09.20 / Griechisch-türkischer Konflikt / Kampf um Kastelorizo / Nicht nur Lesbos – Eine andere griechische Insel könnte sich zur neuen Front in der Ägäis entwickeln

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39 vom 25. September 2020

Griechisch-türkischer Konflikt
Kampf um Kastelorizo
Nicht nur Lesbos – Eine andere griechische Insel könnte sich zur neuen Front in der Ägäis entwickeln
Bodo Bost

Seit die Türkei im östlichen Mittelmeer nach Gas sucht, verstärkt sich der Konflikt mit dem Nachbarn Griechenland, der das Potenzial zum Krieg hat. Ausgangspunkt könnte eine kleine griechische Insel sein, bei der nicht nur das Gas, sondern auch bald illegale Zuwanderer zum Zankapfel mit der Türkei werden könnten. 

Nur zwei Kilometer liegen zwischen Kastelorizo und der türkischen Küstenstadt Kas. Auf der östlichsten bewohnten Insel Griechenlands, leben gerade noch 500 Einwohner, im türkischen Kas über 7000. Die Mini-Insel trennt jedoch mehr als 150 Kilometer von der nächsten griechischen Insel Rhodos. In dem Seegebiet dazwischen lässt der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan nach Gas suchen, und er ist nicht bereit, auch nur einen Zentimeter nachzugeben. 

Dabei hatte er erst kurz zuvor verkündet, dass vor der türkischen Schwarzmeerküste riesige Vorkommen von Erdgas gefunden worden seien. Darüber hinaus besitzt die Türkei eine mindestens 

2000 Kilometer lange südliche Mittelmeerküste, vor der sich keine griechischen Inseln befinden, aber dort lässt Erdogan nicht bohren. Alles sieht danach aus, als ob er es gar nicht auf Erdgas abgesehen hat, sondern nur einen Vorwand sucht, um seine Macht zu demonstrieren. 

Symbol der Wehrhaftigkeit

Trotz ihrer nur neun Quadratkilometer wiegt die kleinste der griechischen Inseln in der Region schwer. Sie war im 20. Jahrhundert bereits nacheinander osmanisch, italienisch, französisch und schließlich seit 1947 griechisch. All dieses zeigt die strategische Bedeutung der kleinen Insel. Der Ort ist auch ein Symbol der griechischen Wehrhaftigkeit. 

Von hier aus hat der frühere griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras im Jahr 2018 stolz das Ende des EU-Rettungsprogramms für sein Land verkündet. Acht Jahre zuvor hatte auch der von 2009 bis 2011 regierende Giorgos Papandreou diese winzige Ecke des Dodekanes gewählt, um nach Hilfe des IWF und der EU zu betteln. 

1974 beschlossen einige türkische Nationalisten während des Einmarsches türkischer Truppen auf Zypern, Kastelorizo gleich mit zu besetzen und zu annektieren. Ihre Boote mit ihren roten türkischen Flaggen wurden jedoch damals von der türkischen Küstenwache gestoppt. Im vergangenen Jahr hat ein Pro-Erdogan-Sender diese Amateur-Invasoren noch einmal interviewt, als wolle er damit sagen, dass die Geschichte ihnen Recht geben könnte. Auf der kleinen Insel ist keinerlei griechisches Militär stationiert. Wenn es zum Krieg kommt, ist die Insel nicht zu halten.

Viele Bewohner der Insel glauben jedoch, dass auch ohne einen Krieg die Insel nicht mehr zu halten sei. Denn falls sich unter den Einwanderern in der Türkei immer weiter herumspricht, dass genau diese Insel die kürzeste Stelle zwischen der Türkei und Griechenland ist, werden es immer mehr Immigranten versuchen, an dieser Stelle die zwei Kilometer zwischen dem Orient und dem rettenden Europa zu überwinden. 

Asylsucher schliefen in Kirche

Bereits diesen Februar, als Erdogan einseitig erklärte, die Grenze zwischen der Türkei und Griechenland sei offen, waren an einem Tag mehr als 100 Zuwanderer illegal nach Kastelorizo gekommen, weil die türkische Küstenwache nicht mehr ihre Küste bewacht hat. Wochenlang belagerten die Asylsucher damals die kleine Insel und schliefen in Kirchen und auf offenen Plätzen, weil die Insel keinerlei Aufnahmemöglichkeit für Immigranten hat. 

Viele Einwohner fürchten jetzt, dass Erdogan, um Druck auf Griechenland und die EU auszuüben, noch mehr Immigranten schicken wird. Dann fällt die Insel, ohne dass ein Schuss fällt.