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25.09.20 / Strom- und Gasmarkt / Den „Bonushoppern“ den Kampf angesagt / Wirtschaftsauskunfteien wollen Energieversorger vor eifrigen Anbieterwechslern warnen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39 vom 25. September 2020

Strom- und Gasmarkt
Den „Bonushoppern“ den Kampf angesagt
Wirtschaftsauskunfteien wollen Energieversorger vor eifrigen Anbieterwechslern warnen
Wolfgang Kaufmann

Sogenannte Bonushopper lassen sich von Energieversorgern mit attraktive Neukundentarifen und diversen Boni locken, um sich nach dem Ende der Mindestlaufzeit vom nächsten Anbieter einen Wechsel versüßen zu lassen. Derartige Kunden sind zumindest einigen Strom- und Gasanbietern ein Dorn im Auge. 

„Freiwild der gesamten Branche“

Deshalb arbeiten die deutschen Wirtschaftsauskunfteien SCHUFA Holding AG und CRIF Bürgel GmbH an der Schaffung von sogenannten E-Pools. Das sind Datenbanken, die unter anderem erfassen sollen, wie oft Verbraucher das Versorgungsunternehmen wechseln. So wäre es möglich, Verbraucher, die sich von einem Neukundenvertrag zum nächsten hangeln, zu identifizieren und entweder ganz als Kunden abzulehnen oder mit weniger vorteilhaften Konditionen abzuspeisen.

Aus Datenschutzgründen ist das problematisch, denn die E-Pools würden nicht nur säumige Schuldner mit Zahlungsrückständen auflisten, sondern auch vertragstreue Bezieher von Energielieferungen. Die – so die Kritik nach Bekanntwerden der Pläne – könnten dadurch „zum Freiwild der gesamten Branche“ werden. 

Allerdings ist unklar, ob die Mehrheit der Strom- und Gasversorger solche Datenbanken nutzen will. Eine Umfrage des Norddeutschen Rundfunks und der „Süddeutschen Zeitung“ unter 75 einschlägigen Unternehmen erbrachte jedenfalls Zwiespältiges: Viele Anbieter berichteten, sie seien von der SCHUFA oder CRIF Bürgel angesprochen worden, hätten aber kein Interesse. Die niedersächsische Firma FirstCon äußerte sogar, der Wunsch nach einem „Gläsernen Kunden“ sei zwar „aus wirtschaftlicher Perspektive nachvollziehbar, aber ethisch fragwürdig“.

Andererseits kam von 25 der angefragten Unternehmen gar keine Antwort, und drei der größten deutschen Energieversorger, die auch Privatkunden beliefern, sehen das Ganze unterschiedlich. So drückte sich nur EnBW explizit ablehnend aus, während E.ON und Vattenfall mitteilten, mit den beiden Auskunfteien wegen der E-Pools kooperiert oder „im Austausch“ gestanden zu haben. Jedoch sei man über die Projektphase oder Gespräche hinsichtlich des möglichen Produktportfolios von SCHUFA und CRIF Bürgel nicht hinausgekommen. 

Die Reaktionen sind ambivalent

Das soll den Energiekunden wohl Entwarnung signalisieren und Misstrauen gegenüber den Versorgern abbauen. Trotzdem wollen die für den Datenschutz zuständigen Aufsichtsbehörden des Bundes und der Länder Anfang November über die Thematik beraten und prüfen, ob derartige Datenbanken rechtlich zulässig wären. Das Ergebnis ist offen, denn unter den Datenschutzbeauftragten gibt es nicht nur strikte Gegner der E-Pools.