20.04.2024

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25.09.20 / „God Save the Queen“ / Nicht nur die Hymne der Briten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39 vom 25. September 2020

„God Save the Queen“
Nicht nur die Hymne der Briten
Manuel Ruoff

Im Gegensatz zur Weimarer Republik, dem Dritten Reich, der DDR und der Bundesrepublik hatte das Kaiserreich keine Nationalhymne. Bei entsprechenden Anlässen erklangen die Hymnen der jeweiligen Bundesstaaten oder die Kaiserhymne „Heil dir im Siegerkranz“, die in Preußen ab 1795 als preußische Volkshymne gedient hatte. Ihre getragene Melodie ist wunderschön. Und so verwundert es nicht, dass sie auch die vieler anderer historischer wie aktueller Fürsten-, Landes- und Nationalhymnen ist. Genannt seien hier – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – „Oben am deutschen/jungen Rhein“ (Liechtenstein), „Rufst du, mein Vaterland“ (Schweiz), „Gud sign vår konge god“ (Norwegen), „Gott segne Sachsenland“, „Heil unserm König, Heil!“ (Bayern), „Heil Dir Hannover!“, und „Molitwa Russkich“ (Gebet der Russen). 

Insbesondere im Ersten Weltkrieg wurde es indes in Deutschland als Manko angesehen, dass die Melodie aus Großbritannien stammt, wo sie erst unlängst wieder mit dem Text „God save our gracious Queen  …“ (Gott schütze unsere gnädige Königin …) in der „Last Night of the Proms“ in und aus der Royal Albert Hall in London zu hören war. „God Save the Queen/King“, so der Titel dieser Urversion, dient außer Großbritannien auch Neuseeland als Nationalhymne und ist die Königshymne aller vom britischen Monarchen regierten Commonwealthstaaten, der sogenannten Commonwealth Realms. 

Der Erfolg hat viele Väter. Zusätzlich erschwert wird die Vätersuche durch das fortgeschrittene Alter der Hymne von mindestens 275 Jahren. Am 28. September 1745 soll sie zu Ehren des damaligen britischen Königs Georg II. im Theatre Royal Drury Lane im Londoner West End uraufgeführt worden sein. Im selben Jahr wurde die Melodie mit den Eingangsworten „God save great George our king“ im „Gentleman’s Magazine“ abgedruckt. Für die Qualität der Melodie spricht, dass Georgs Gegner, die Jakobiten, ebenfalls das Lied sangen, wenn auch mit einem etwas anderen Textanfang: „God save great James our king …“

Arrangiert worden ist die Fassung der Uraufführung von Thomas Arne. Von dem 1710 in London geborenen und dort auch 1778 gestorbenen englischen Komponisten der Vorklassik stammt auch die durch Mark und Bein gehende, mitreißende Melodie des Klassikers „Rule, Britannia!“, der trotz seines heute politisch umstrittenen Textes von James Thomson und David Mallet ebenfalls zu einer „Last Night of the Proms“ dazugehört.