27.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
25.09.20 / Der Wochenrückblick / Es stinkt gewaltig / Worum es Markus Söder geht, und wie wir die übrigen EU-Regierungen doch noch reinlegen könnten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39 vom 25. September 2020

Der Wochenrückblick
Es stinkt gewaltig
Worum es Markus Söder geht, und wie wir die übrigen EU-Regierungen doch noch reinlegen könnten
Hans Heckel

Eine Karnevalsveranstaltung nach der anderen wird abgesagt. Sollten es einige Jecken dennoch wagen, ihre Tradition tapfer zu verteidigen, dürften trübe Restgelage unter der Knute der „Hygiene- und Abstandsregeln“ dabei herauskommen, welche die Trauer um den Verlust des richtigen Karnevals nur steigern. 

Gegen diese Trübsal muss etwas unternommen werden. Die Politik ist gefragt. Und sie antwortet: Vom Titelbild des „Focus“ grinst uns Markus Söder neckisch an und entbietet den Vulkanier-Gruß, Sie wissen schon, der von dem Mister Spock aus „Raumschiff Enterprise“. Damit hat der Humor des Ministerpräsidenten seinen Gipfel aber noch nicht erreicht. Das Söder-Zitat darunter schlägt alles: „Mir ging es NIE um Macht.“ Wem da nicht die Tränen kommen!

Wer schon die Wendigkeit der heutigen Kanzlerin bewundert, der wird in dem CSU-Chef seinen Meister finden. Als Tausende von Asylsuchern 2015 ins Land strömten, war die Mehrheit der Deutschen erschrocken von dem Kontrollverlust an der Grenze, insbesondere die Bayern, bei denen die Massen ja als erstes eintrafen. Da nahm Söder sofort die richtige Witterung auf und tat sich als Hauptkritiker der Merkelschen „Flüchtlingspolitik“ hervor. Natürlich nicht aus Machtinstinkt, sondern aus tiefster Überzeugung.

Nach der Brandstiftung im Lager Moria sagen Umfragen, dass eine Mehrheit der Bundesbürger nunmehr eine begrenzte Aufnahme der Asylsucher befürwortet, ganz anders als 2015. Erneut aus tiefster Überzeugung ist Söder wieder bei der umgeschwenkten Mehrheit und stellt seinem Parteifreund Horst Seehofer ein Bein, weil sich der Bundesinnenminister nicht schnell genug in den Wind gedreht hatte, als er Bedenken zur Aufnahme der Moria-Bewohner anmeldete. Bayern werde sich „selbstverständlich“ an der Aufnahme der Asylsucher beteiligen, verspricht Söder.

Nach den derzeitigen Umfragen hat die Mehrheit der Deutschen auch immer noch mehr Angst vor Corona als vor den verheerenden Folgen der „Pandemie-Maßnahmen“, die unsere Wirtschaft und unsere Grundrechte unterspülen. Also steht Söders Markus auf der Seite derer, die für harte Maßnahmen eintreten. Sollte sich das Stimmungsbild indes ändern, sollten sich Leute wie der SPD-Politiker Karl Lauterbach vor Söder in Acht nehmen. Der wird sie dann nämlich nach Strich und Faden auseinandernehmen für ihre „Panikmache“ und die „schädlichen Einschränkungen unseres täglichen Lebens durch die völlig übertriebenen Anti-Corona-Maßnahmen“. Warten Sie’s ab, so wird es kommen.

Aber solange der Wind noch aus der Panikrichtung weht, gibt Söder den härtesten der harten Hunde. Nun müssen die armen Münchener sogar auf belebten öffentlichen Plätzen unter freiem Himmel Maske tragen. Der CSU-Chef will obendrein die Bundeswehr bitten, „100 Leute zur Verfügung zu stellen, um die Nachverfolgung zu verbessern“. Militär im Einsatz zur „Nachverfolgung“ der Bürger. Hört sich interessant an in einem Land, in dem der innere Einsatz der Streitkräfte vor nicht allzu langer Zeit noch heftige Fieberschübe in der öffentlichen Debatte auslöste. Toll, was mit Corona alles möglich ist!

Zum Glück (nicht nur von Söder) hat so gut wie niemand mitbekommen, was sich am 9. September im Gesundheitsausschuss des Bundestages abgespielt hat. Dort wurde der bekannte Virologe Christian Drosten gefragt, ob die Maske, die jetzt die bayerische Hauptstadt retten soll, überhaupt etwas bringe. Antwort: Wir wissen es nicht, für Sinn oder Unsinn der Maske gibt es keinerlei Beweise (siehe Zitat rechts auf der Seite).

Das ist doch mal ein Knaller! Derselbe Drosten, der gegenüber der Deutschen Welle prophezeit (heißt: fordert), dass wir noch bis Ende 2021 mit dem Lappen rumlaufen, teilt uns ganz nebenbei mit, dass keiner weiß, ob das auch nur irgendetwas bringt. Dass die Maske hingegen schaden kann (Merkel nannte sie im Frühjahr „Virenschleuder“), ist hinlänglich bekannt. Aber wen schert das?

Beruhigenderweise erkannten die Bundestags-Gesundheitspolitiker die Brisanz der Drosten-Beichte so schnell wie der Blitz und gingen sofort zum nächsten Punkt über. Sie wussten, was geschehen könnte, wenn diese Äußerung Eingang in die öffentliche Debatte findet. Unverantwortlich.

Denn einen Sinn hat die Zwangsmaskerade ganz sicherlich. Nur ist es, wenn Drosten recht hat, eben nicht der, den man uns verkündet. Was wirklich bezweckt wird, wissen wir natürlich nicht. Trotzdem ist es beeindruckend, wie widerstandslos sich die Bürger nicht nur in den Zwang fügen, sondern auch, mit welchem Feuereifer viele von ihnen den Befehl von oben bei ihren Mitmenschen durchsetzen. Diese Eiferer sollte sich die Obrigkeit gut merken. Solche Leute kann man auch für andere Sachen gut gebrauchen. Ebenso sollte man die Identitäten der Widerborstigen genau registrieren. 

Neben dem gelungenen Experiment zum Thema Gehorsam schlägt uns die Maske die Botschaft ins Gesicht, dass wir in jedem Winkel des Landes und zu jeder Zeit von einer tödlichen Bedrohung umlauert werden. Das bindet Aufmerksamkeit, die sich sonst Themen zuwenden könnte, denen wir besser nicht so viel davon schenken sollen.

Beispielsweise Lesbos. Dort hindern laut „Neuer Zürcher Zeitung“ junge starke Männer  Familien daran, in das neue Asyllager einzuziehen. Sie sollen schutzlos im Freien kampieren, damit der Druck auf Deutschland bleibt. Dankbar für dieses aktive Entgegenkommen reißen sich etliche Bundesländer und Kommunen um die Aufnahme der Familien. Mit anderen Worten: Wir machen genau da weiter, wo wir 2015 (scheinbar) aufgehört haben. Und genauso wie damals spricht ganz Berlin von einer „europäischen Lösung“ für die „Flüchtlingsaufnahme“. Die regierungsgeneigten Medien spielen brav mit und verstecken die unübersehbare Tatsache, dass es diese europäischen Lösung längst gibt, und die lautet: Keine Anreize für weitere illegale Zuwanderung und daher auch keine Aufnahmen von Asylsuchern von den griechischen Inseln. Nur Deutschland sieht das anders, und Luxemburg vielleicht, dass auch zehn oder 15 Leute nehmen will.

Mal sehen, wer sich durchsetzt. Immerhin brennt es jetzt auch schon auf Samos, nachdem Deutschland die Schleuse langsam wieder geöffnet hat. Außerdem gehen Kenner der Szene davon aus, dass Erdogan sofort Nachschub schicken wird, sobald die ersten Asylsucher von den Inseln nach Deutschland geschoben wurden. Das könnte den Druck auch auf die anderen EU-Länder wieder erhöhen. Oder auch nicht.

Viel wird davon abhängen, wie gut die Zusammenarbeit von Schleppern, Brandstiftern und der politischen Elite in Berlin funktioniert. Um rund zwei Dutzend EU-Regierungen reinzulegen, muss man gut koordiniert vorgehen. Aber wer weiß, vielleicht sind die Deutschen am Ende ja auch ganz allein die Dummen. Auf jeden Fall sollten Sie darauf achten, dass auch Ihre Nase immer vollständig bedeckt ist. Es stinkt nämlich gewaltig.