Auch 30 Jahre nach der deutschen Vereinigung lehnt die große Mehrheit der Deutschen es ab, einen „Schlussstrich“ unter die Aufarbeitung des SED-Unrechtsregimes zu ziehen. Laut einer Forsa-Umfrage sprechen sich 83 Prozent dafür aus, sich etwa in öffentlichen Diskussionen oder im Schulunterricht mit diesem Teil der deutschen Vergangenheit zu beschäftigen. 

Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hatte die Umfrage in Auftrag gegeben, zu der Bürger ab 14 Jahren telefonisch befragt wurden. Die Befragung fand vom 15. bis 22. September statt.

Auffällig ist, dass gerade Jüngere Wert auf die Aufarbeitung legen. Bei den unter 30-Jährigen, die erst nach dem Ende der DDR geboren wurden, befürworten 93 Prozent eine intensive Beschäftigung mit dem SED-Staat. Mit 88 zu 80 Prozent sind westdeutsche Befragte der DDR-Aufarbeitung noch stärker zugeneigt als Befragte in den neuen Bundesländern.

Neben der stärkeren Verwurzelung der Linkspartei östlich der Werra mag zu Letzterem auch beitragen, dass es linken Politikern gelungen ist, bei einem Teil der Menschen in den neuen Bundesländern den Eindruck zu erwecken, die Aufarbeitung des SED-Staats richte sich gegen sie. In den neuen Bundesländern sind indes 72 Prozent nach wie vor der Meinung, dass das Trennende zwischen alten und neuen Bundesländern noch überwiege, während dies im Westen nur noch 44 Prozent glauben.  H.H.