24.04.2024

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02.10.20 / Kolumne / Auch das noch!

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40 vom 02. Oktober 2020

Kolumne
Auch das noch!
Vera Lengsfeld

Die Verwahrlosung Berlins wird mit jedem Tag sichtbarer. Es sind keine sogenannten „Dreckecken, in denen sich Abfall und Sperrmüll stapeln. Auch Parks, Fußsteige, Grünanlagen, Straßen sind vermüllt. Papierkörbe quellen über oder werden mit Tritten traktiert, bis sie sich entleeren. Auch in den S- und U-Bahnen muss man aufpassen, ob man sich nicht auf eine Bananenschale, einen Apfelgriebs oder einen angelutschten Bonbon setzt. Sitzt man glücklich, kann es passieren, dass eine nicht ganz ausgetrunkene Bierflasche auf die Füße zurollt. Flaschen stehen überall herum. 

Dort, wo der letzte Schluck genommen wurde, wird die Flasche abgestellt. Dabei hat man das allerbeste Gewissen, denn irgendwann wird einer der zahlreichen Sammler erscheinen und sie mitnehmen, wenn sie bis dahin noch intakt ist. Und ist es nicht eine gute Tat, den armen Menschen zu ersparen, im Papierkorb nachsehen zu müssen, um an die Beute zu kommen? 

Nicht nur in Problemvierteln, die illegale Abfallentsorgung hat die bürgerlichen Wohnviertel erreicht. Ich wohne in einem beliebten Kiez. Meine Nachbarn sind überwiegend rot-grüne Besserverdiener, die sich die rasant gestiegenen Quadratmeterpreise für eine Eigentumswohnung leisten können. Aber die Kinder dieses Klientels lassen ihre Bonbontüten oder Snackverpackungen auf der Straße fallen. 

Ihre Eltern haben sich eine besonders perfide Art ausgedacht, unliebsamen Müll loszuwerden. Der Krempel kommt in einen großen Karton, wird mit einem Zettel „Zum Verschenken“ versehen und so kostenlos entsorgt. Manchmal dauert es Tage, bis die Müllabfuhr das mitnimmt, und bis dahin hat sich der Inhalt schon verteilt. Für den öffentlichen Raum fühlt sich der Bessermensch nicht mehr verantwortlich. Dafür ist schließlich die Stadtreinigung da. Nun hat die Stadtreinigung am vergangenen Montagmorgen für einen ganztägigen Warnstreik die Arbeit niedergelegt. Es wurden die Straßen nicht gereinigt und die öffentlichen Papierkörbe nicht geleert. Wenn der Streik richtig ausbricht, gibt es ein Desaster.