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02.10.20 / Italien / Priestermord löst Trauer und Protest aus / Ausreisepflichtiger Asylsucher aus Tunesien erstach Obdachlosenseelsorger im lombardischen Como

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40 vom 02. Oktober 2020

Italien
Priestermord löst Trauer und Protest aus
Ausreisepflichtiger Asylsucher aus Tunesien erstach Obdachlosenseelsorger im lombardischen Como

Die für das Opfer tödliche Messerattacke eines ausreisepflichtigen Asylsuchers aus Tunesien auf den in Italien bekannten Obdachlosenseelsorger Don Roberto Malgesini in Como hat im ganzen Land hohe Wellen geschlagen. Zur Beerdigung kam nicht nur der Bischof von Como, sondern auch der für die Obdachlosenseelsorge der Weltkirche zuständige Kardinal Richard Krajewski als Vertreter von Papst Franziskus. 

Der 51-jährige Priester war vier Tage zuvor vom 53-jährigen Ridha M. auf offener Straße im Stadtzentrum von Como mit Messerstichen getötet worden, als er gerade Frühstück an Bedürftige verteilte. Laut der katholischen Diözese litt M. an psychischen Störungen. Die Polizei bestätigte diesen Befund jedoch nicht. 

Anhörung im römischen Parlament 

M., der sich nach der Tat der Polizei stellte, lebte seit 2014 ohne Aufenthaltstitel in Italien. Sein späteres Opfer hatte ihn oft mit Lebensmitteln versorgt und ihm ein Obdach besorgt. Die beiden kannten sich ziemlich gut. Das Tatmotiv bestand möglicherweise darin, dass M. dem Priester eine Mitschuld an der ihm vermeintlich bevorstehenden Abschiebung gab. 

Trauer und Entrüstung in Italien vermischten sich. Noch am Tatabend lud Ortsbischof Oscar Cantoni, der ein Freund des ermordeten Priesters war, Menschen in die Kathedrale von Como, um für den getöteten Priester und dessen Mörder zu beten. Cantoni bezeichnete Malgesini als „Märtyrer der Nächstenliebe“. Die italienische Bischofskonferenz würdigte ihn als eine Art „Heiliger von nebenan“. Papst Franziskus betete in seiner Generalaudienz am Tag nach der Tat für das Mordopfer und alle, die sich für die Bedürftigen und an den Rand der Gesellschaft gedrängte Menschen einsetzen. Zu seiner Beerdigung verfasste der Papst ein Schreiben, das am Ende verlesen wurde. 

Der Mord sorgte auch für hitzige politische Diskussionen in Italien und über Italien hinaus. Die lombardische 85.000-Einwohner-Stadt liegt im Stammland der rechten Lega. Deren Chef Matteo Salvini twitterte: „Ein Priester ist von einem der zu vielen illegalen Migranten erstochen worden, die irregulär in diesem Land sind und nach Hause geschickt werden sollten.“ 

Die Lega beantragte wegen des Mordes eine Anhörung im römischen Parlament. Die Innenministerin solle sagen, wie viele illegale Migranten sich in Italien und in Como aufhalten und warum sie nicht außer Landes gebracht werden.B.B.