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02.10.20 / Frühe fernreisende / Sie waren dann mal weg / Die Deutschen auf Wallfahrt – Pilger-Ausstellung in Lüneburg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40 vom 02. Oktober 2020

Frühe fernreisende
Sie waren dann mal weg
Die Deutschen auf Wallfahrt – Pilger-Ausstellung in Lüneburg
V.-M. Thiede

Bereits eröffnet und noch bis 1. November zu sehen ist „Von Lüneburg an das Ende der Welt“. Mit Hilfe von 80 Kunstwerken, Pilgerzeichen und Dokumenten schildert sie im Museum Lüneburg Reisen und Reisende zu den drei bedeutendsten christlichen Wallfahrtsorten: Santiago de Compostela, Rom und Jerusalem.

Die Schau beginnt mit dem „Pilgerbrief des Santiago-Wallfahrers Erik aus Schmalenfleth“ (1517), erteilt vom Prior des Karmeliterklosters Atens. Solch einen Brief besorgte sich jeder Pilgerwillige bei seinem Ortsgeistlichen, bevor er sich auf Fernwallfahrt begab. Der Prior bescheinigte Erik, ein wahrhaftig Gläubiger zu sein. Man solle ihn durch Almosen unterstützen, falls er darum bittet. Aus dem Brief geht überdies hervor, dass sich Erik von der Pilgerreise die Vergebung seiner Sünden erhoffte und sie dem Seelenheil seiner Eltern zugutekommen sollte.

Ein unscheinbares, aber bemerkenswertes Gebetbuch weist die Besucher auf die „geistige“ Wallfahrt der Nonne Adelheid hin. Reales pilgern war ihr verwehrt, da sie wegen ihres Gelübdes das Kloster Medingen nicht verlassen durfte. In ihr Gebetbuch schrieb sie um 1500 Andachtsübungen, bei denen sie in Gedanken alle Altäre Santiago de Compostelas besuchte, um ihren „herzallerliebsten Apostel“ Jakobus den Älteren zu verehren.

Das Jakobus-Grab in der Kathedrale ist das Hauptziel der Santiagopilger. Zeichen der absolvierten Wallfahrt ist die Jakobsmuschel. Mitbringsel aus Rom von den Fahrten zu den Gräbern von Petrus und Paulus in der Peterskirche sind Pilgerzeichen, welche die beiden Apostelfürsten in Halbfigur zeigen. Im Heiligen Land hingegen gab es keine Pilgerzeichen zu kaufen. Stattdessen boten die für die Betreuung und Beherbergung zuständigen Franziskaner kleine Modelle der heiligen Bauten von Jerusalem feil. Ausgestellt sind das „Haus des Pilatus“ und die „Heilig-Grab-Kapelle“.

Bis 1. November im Museum Lüneburg, Willy-Brandt-Straße 1, und vom 3. Oktober bis 14. Februar 2021 im Museum Schwedenspeicher von Stade, Wasser West 39, Internet: www.pilgerspuren.de