18.04.2024

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02.10.20 / Greenpeace / Gleich zwei runde Jahrestage

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40 vom 02. Oktober 2020

Greenpeace
Gleich zwei runde Jahrestage

„Die Wahrheit ist, dass Greenpeace immer in Arbeit war und nicht definitiv gegründet wurde wie ein Land oder ein Unternehmen.“ Der kanadische ehemalige Umweltaktivist und heutige PR-Berater Patrick Moore muss es wissen. Immerhin versteht er sich selbst als Gründungsmitglied und war zumindest am Entstehen der Organisation beteiligt. Und tatsächlich ist die Entstehungsgeschichte etwas verworren, liegt manches im Dunkeln und ist Interpretationssache. 

Einer Lesart zufolge gründeten Kernkraftgegner vor einem halben Jahrhundert, am 5. Oktober 1970, im kanadischen Vancouver ein Komitee namens „Don’t Make a Wave Committee“. Der Name  deutet auf den Anlass der Gründung hin. Die USA planten damals für das Folgejahr auf der vulkanischen, tektonisch instabilen Insel Amchitka im Südwesten Alaskas den größten jemals von ihnen durchgeführten unterirdischen Kernwaffentest. Testgegner befürchteten, dass der Atombombentest schwere Erdbeben und Tsunamis auslösen könnte. Daher auch der Name des Komitees, der im Deutschen so viel bedeutet wie „Mach-keine-Welle-Komitee“. Sein Ziel war es, zum Zeitpunkt des Tests vor Ort mit einem eigenen Schiff zu sein und dadurch ein Zeichen des Protestes zu setzen. Der Name der Aktion lautete „Greenpeace“.

Zu ihrer Finanzierung gaben Joni Mitchell, James Taylor und Phil Ochs am 16. Oktober 1970 ein Benefizkonzert im Pacific Coliseum in Vancouver. Der Eintritt betrug drei Dollar. Mit dem eingenommenen Geld charterte das Komitee den Fischkutter „Phyllis Cormack“, der in „Greenpeace“ umbenannt wurde. Zwar gelang es nicht, mit dem Kutter bis zum Testgelände vorzudringen, da ein Küstenwachschiff ihn vorher abfing und die Besatzung zur Rückkehr zwang. Die Gegner des Atomwaffentests waren jedoch wenigstens insoweit erfolgreich, als der Test vom 6. November 1971 entgegen den ursprünglichen Planungen der USA der letzte in dieser Region blieb. Nach diesem Teilerfolg der Aktion „Greenpeace“ mit dem Kutter „Greenpeace“ übernahm das „Don’t Make a Wave Committee“ für sich den Namen „Greenpeace“.

In Deutschland wurde Greenpeace ein Jahrzehnt nach der Gründung des „Don’t Make a Wave Committee“ aktiv. Vor 40 Jahren, am 13. Oktober 1980, blockierten Aktivisten der Organisation das Auslaufen des Tankers „Kronos Titan“ aus Nordenham in der Wesermündung, indem sie sich mit zwei Rettungsinseln an das Schiff anleinten. Damit verhinderten sie die umweltschädliche Verklappung von Dünnsäure in der Nordsee, die dann später tatsächlich gesetzlich verboten wurde. Mittlerweile gilt das deutsche Landesbüro als das finanzstärkste der umstrittenen Organisation.W.K./M.R.