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02.10.20 / Dietrichswalde / Pilgerfahrt in Zeiten der Pandemie / Der Gottesdienst anlässlich des 143. Jahrestags der Marienerscheinungen fand unter freiem Himmel statt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40 vom 02. Oktober 2020

Dietrichswalde
Pilgerfahrt in Zeiten der Pandemie
Der Gottesdienst anlässlich des 143. Jahrestags der Marienerscheinungen fand unter freiem Himmel statt
Dawid Kazanski

Zahlreiche Pilgergruppen kommen jedes Jahr zum Mariensanktuarium nach Diet-richswalde. Das ostpreußische Dorf ist von den weltweit zwölf Orten, an denen die Marienerscheinungen von der katholischen Kirche anerkannt wurden, der einzige auf dem Territorium der Republik Polen. Auch in diesem Jahr wurde trotz der herrschenden Coronavirus-Krise ein Jubiläum der lokalen Marienerscheinungen feierlich begangen. Vom Sonntagmorgen des 13. September an erreichten Pilger aus allen Teilen der Republik den Wallfahrtsort zu Fuß, mit Fahrrädern, Bussen oder Privatautos. Wegen der Pandemie wurde die Dietrichswalder Wiese, wo immer eine feierliche und mit Ablass endende Messe abgehalten wurde, in kleine Sektoren für die Gläubigen aufgeteilt. Die Pilger mussten Mund und Nase mit Masken bedecken, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. 

Während des Gottesdiensts betete man für das Heimatland, die Gesundheitsdienste und all jene, die gegen die Pandemie kämpfen. Die Predigt hielt der Bischof der Diözese Drohiczyn, Tadeusz Pikus. Im Zusammenhang mit den Marienerscheinungen in Dietrichswalde unterstrich der Geistliche deren Bedeutung für den polnischen Staat, der damals auf der europäischen Landkarte noch nicht existierte. Zu dieser Zeit befand sich Dietrichswalde auf dem Territorium des deutschen Kaiser- und des preußischen Königreichs. 

Die Botschaft dieser Enthüllungen sei zwar sehr wichtig, aber einfach gewesen. „Maria bat darum,  den Rosenkranz täglich zu beten, gegen Trunksucht zu kämpfen und machte auf die Notwendigkeit aufmerksam, für die Institution der Familie zu sorgen. Am spektakulärsten war jedoch die Tatsache, dass die Gottesmutter in Dietrichswalde Polnisch gesprochen und damit gegen die im Kulturkampf eingeführten staatlichen Regelungen verstoßen hat. Und obwohl die Gottesmutter nicht über Souveränität und Grenzen sprach, war allen klar, dass es auch um Unabhängigkeit ging“, erklärte Bischof Pikus. Er fügte hinzu, dass eine der Auswirkungen der Erscheinungen darin bestanden habe, dass in den Häusern fast immer der Rosenkranz gebetet worden sei. 

Es ist erwähnenswert, dass die Marienerscheinungen in Dietrichswalde vom 27. Juni bis zum 16. September 1877 dauerten. Die Gottesmutter erschien 160 Mal zwei Mädchen, der 13-jährigen Justine Schafrinska und der zwölfjährigen Barbara Samulowska. Den Kindern zufolge sahen sie Maria an einem Ahorn, der in der Nähe der Kirche wuchs, und einmal an der sogenannten Quelle. Das Wasser aus dieser Quelle wird immer noch von den Kranken, die um Heilung beten, und von den Landwirten, die es auch ihren Tieren geben, geschöpft. 

An der Stelle der Erscheinungen wurde eine Kapelle mit der Statue der Muttergottes errichtet. Von dem Ahorn, aus dem das Kreuz gefertigt wurde, blieb nur ein Stück Holz erhalten.