20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
02.10.20 / Friedliche Revolution / Die Einheit nicht vergessen / Konservative Christen und Politiker hielten am Wiedervereinigungsgebot fest

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40 vom 02. Oktober 2020

Friedliche Revolution
Die Einheit nicht vergessen
Konservative Christen und Politiker hielten am Wiedervereinigungsgebot fest

Der Erinnerung an den 3. Oktober 1990 widmet sich auch der von Frieder Seidel und Helmut Matthies herausgegebene Sammelband „Deutsche Einheit. Hinter den Kulissen“. Zehn Autoren des konservativen Spektrums berichten von der Euphorie beiderseits der innerdeutschen Grenze am Tag, als die Mauer fiel, und in der Zeit danach. 

Der anfänglichen Begeisterung folgte recht schnell die Ernüchterung, als sich die Schwierigkeiten der Aufbaujahre nach dem Zusammenbruch des SED-Staats offenbarten. 40 Jahre DDR-Regime hatten Mauern in den Köpfen entstehen lassen, die teilweise bis heute vorhanden sind. Die Autoren erinnern daran, dass die friedliche Revolution von 1989 vor allem ein Verdienst der Menschen in Mitteldeutschland war, während im Westen vor allem Linke den Gedanken an eine Wiedervereinigung bereits aufgegeben hatten. Daher sei das Gedenken an das Ende des Eisernen Vorhangs im Westen Deutschlands schwach (man musste sich ja auch nicht ändern) und in der ehemaligen DDR eher verhalten, weil sich viele als Deutsche zweiter Klasse fühlten, so Helmut Matthies, langjähriger Chefredakteur des evangelischen Nachrichtenmagazins „idea“. 

Ohne Kirche sei die Vereinigung nicht denkbar gewesen. Es gab enge Verbindungen zwischen Gemeinden im Osten und im Westen. Das Bibelwort „Schwerter zu Pflugscharen“ wurde Motto des christlichen Widerstands. Matthies rügt das Verhalten hoher Kirchenvertreter, die selbst nicht an die Wiedervereinigung glaubten und bei denen jemand, der von einer deutschen Nation sprach, als „rechtsradikal“ galt. 

Mehrere Autoren berichten davon, dass es Stasi-IM auch unter Pfarrern gab, die dafür sorgten, dass in der DDR zahlreiche Christen verhaftet wurden, und die sich nie bei ihren Opfern entschuldigt haben. Der Pfarrerssohn Matthias Storck erfuhr aus Stasi-Akten, dass sein eigener Vater ihn verraten hatte.

Von den „Besserwessis“, die sich nach Mitteldeutschland aufmachten, um den „Ossis“ den Westen zu erklären, wurde viel geredet. Dass aber selbst die wohlmeinendsten Westdeutschen, die in den Osten gingen, um beim Aufbau zu helfen, oft bekämpft wurden, wissen Ex-Fernsehdirektor Henning Röhl und der Politikwissenschaftler Werner J. Patzelt zu berichten. Ersterer verließ Leipzig, wo er zehn Jahre lang den Fernsehsender MDR aufbaute, nachdem seine Familie massive Drohungen erhielt. Letzterer war Gründungsprofessor am Institut für Politikwissenschaft der TU Dresden. Beide mussten erfahren, dass die Betonköpfe der Stasi noch aktiv waren.MRK

Frieder Seidel/Helmut Matthies (Hg.): „Deutsche Einheit. Hinter den Kulissen“, concepcion Seidel, Muldenhammer 2020, gebunden, 168 Seiten, 16,95 Euro