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09.10.20 / Corona / Deutsche Wirtschaft auf Erholungskurs? / Aussetzung der Insolvenzantragspflicht relativiert optimistisch stimmende Kennzahlen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41 vom 09. Oktober 2020

Corona
Deutsche Wirtschaft auf Erholungskurs?
Aussetzung der Insolvenzantragspflicht relativiert optimistisch stimmende Kennzahlen
Peter Entinger

„Die deutsche Wirtschaft ist auf Erholungskurs“, haben mehrere Medien vermeldet. Sie stützten sich dabei auf eine Analyse des Münchener Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, laut der die Zahl der Kurzarbeiter in Deutschland im vergangenen Monat um eine Million auf nun noch 3,7 Millionen gefallen ist. Damit sank ihr Anteil an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 14 auf 

elf Prozent.

„Die deutsche Wirtschaft fasst nach der Corona-Rezession wieder Fuß“, teilte das Institut weiter mit. Nach dem Corona-bedingten Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts um 9,7 Prozent im zweiten Quartal rechnet es für das dritte mit einem Wachstum von 6,6 Prozent. Auch im vierten Quartal sei mit einem deutlichen Plus zu rechnen. 

Bei den erhaltenen Aufträgen, erzielten Umsätzen und hergestellten Produkten gehen die Zahlen seit Mai wieder nach oben – allerdings von einem desaströsen Niveau ausgehend. Die Zahlen der Vergleichsmonate des Vorjahres wurden bislang deutlich verfehlt.

Und die Lage ist weiterhin fragil. Übereinstimmend gehen alle Experten davon aus, dass erst das Jahr 2022 einen normalen wirtschaftlichen Betrieb ermöglichen wird. Und das zarte Pflänzchen der Erholung könnte jäh niedergetreten werden, sollte es neuerliche Einschränkungen im öffentlichen Leben geben. „Auch wenn es dazu zwar nicht in Deutschland, aber in Frankreich und Spanien kommen sollte, wo die Infektionszahlen zurzeit besonders stark steigen, würde die Erholung in Deutschland erheblich gefährdet“, lässt das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) wissen. 

Und ein weiterer Punkt kommt hinzu. Die Bundesregierung hat Anfang September die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht für überschuldete Unternehmen bis Jahresende verlängert. Überspitzt formuliert heißt dies, dass derzeit viele Firmen im Wirtschaftskreislauf agieren, die eigentlich nicht mehr existent sein dürfen. Im Fachjargon nennt man diese „Zombiefirmen“. Nach einer Einschätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln könnte es bis zum Jahresende mehr als 4000 davon geben.

Obwohl die Auftragslage durchweg schlechter war als in den Vorjahren, könnte die Anzahl an Insolvenzen einen historischen Tiefstand erreichen. Aufgeschoben bedeutet aber auch hier nicht aufgehoben. Die negativen Folgen des Corona-Lockdowns und der anhaltenden Weltwirtschaftskrise werden lediglich verschoben. 

Dies ist vor allem für die Banken ein großes Risiko. „Derzeit lässt sich für sie kaum abschätzen, welches Unternehmen tatsächlich gut durch die Krise steuert und wer sich bloß noch von seinen Gläubigern und vom Staat durchfüttern lässt“, teilte das Institut mit.