19.04.2024

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09.10.20 / Kolumne / Grundlagen der Macht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41 vom 09. Oktober 2020

Kolumne
Grundlagen der Macht
Florian Stumfall

Von Mayer Amschel Rothschild, dem Begründer des gleichnamigen Bankhauses, ist folgendes Wort überliefert: „Gebt mir die Kontrolle über die Währung einer Nation, und mir ist gleichgültig, wer die Gesetze macht.“

Kurioserweise trifft sich das anspruchsvolle Motto mit einer trivialen Volksweisheit: „Geld regiert die Welt.“ Davon muss man selbstver­ständlich eine Einschränkung machen, zumindest insofern, als der mehr oder minder große Einfluss der Finanzwelt auf die Politik nur dort besteht, wo die jeweilige Währung gilt. Doch führt man in die Überlegung den Begriff der Weltreservewährung ein – und die ist zumindest bis auf Weiteres der US-Dollar –, verliert jene Ein­schränkung mit einem Male an Bedeutung, denn einer Weltreservewährung ist es eigen, überall zu gelten, unabhängig davon, wer mit wem zu tun hat.

Hätte es also mit dem Wort des einflussreichen Bankiers seine Richtigkeit, so wären es heute die Herren der US-Notenbank FED, welche die Währung kontrollieren, nach der sich die Welt richtet. Und ihnen könnte es daher egal sein, wer die Gesetze macht. Dieser Schluss ist geeignet, manche Zeiterscheinungen zu erklären, und daher plausibel.

In der geistigen Nähe Rothschilds findet sich nicht nur der misstrauische Volksgeist, sondern auch ein überaus bedeutender politischer Denker der Gegenwart: Henry Kissinger. Er hat die Rothschildsche Maxime erweitert und differenziert und folgendermaßen ausgedrückt: „Wer das Öl kontrolliert, der beherrscht die Staaten; wer die Nahrungsmittel kontrolliert, der beherrscht die Völker; und wer das Geld kontrolliert, der beherrscht die Welt.“

Kissingers Dreiheit 

Nachdem die Überlegung so weit gediehen ist, erscheint es unum­gäng­lich, sie an der Wirklichkeit zu prüfen. Selbstverständlich eignet sich dafür ausschließlich die Politik des Landes mit der Weltreservewährung, also der Vereinigten Staaten von Amerika. 

Da ist zum Ersten die Sache mit dem Öl. Um es kurz zu machen: Wo immer auf der Welt sich die Gelegenheit bietet oder herbeigeführt werden kann, zeigen die Vereinigten Staaten Interesse am Erdöl anderer Staaten. Das hat zu mehreren Kriegen beispielsweise in Kuwait, dem Irak oder Libyen geführt. In Syrien hält die US-Armee widerrechtlich die kurdischen Ölfelder besetzt und lässt sie durch US-Firmen ausbeuten. 

Das ölreiche Venezuela hat einen von den Vereinigten Staaten in Szene gesetzten Putschversuch hinter sich, doch die verschiedensten Drohungen, Sanktionen und Behinderungen noch lange nicht. In Afrika ist Angola der größte Erdölproduzent, die staatliche Firma Sonangol setzt 30 Milliarden US-Dollar um. Sie ist gegliedert in das korruptionserprobte Stammhaus in Luanda und in die angloamerikanischen Dependenzen in den USA, Großbritannien und Singapur. Wer in den genannten Ländern mit dem Ölgeschäft zu tun hat, profitiert vom Öl aus Angola. Washington hat die Beziehungen zu Luanda zusätzlich durch ein Militärabkommen gefestigt. Eines jedenfalls steht fest: Das Konzept für das angloamerikanische Ölgeschäft gilt weltweit. Soweit die Sache mit dem Öl, wenn auch nur skizzenhaft. 

Der Punkt zwei von Kissingers Triade sind die Nahrungsmittel. Hier steht bei­spielhaft die Firma Monsanto, die mittlerweile zum Bayer-Konzern gehört. Das Geschäftsmodell für den Lebensmittelmarkt ist einfach. Der Konzern schließt mit Bauern in der Dritten Welt – von Latein­amerika über Afrika und den Mittleren Osten bis nach Südostasien – Knebelverträge ab, durch die sie über Kredite an die Kandare ge­nommen werden. Sodann wird ihnen vorgeschrieben, was sie anzubauen haben – Soja oder Palmöl anstatt verschiedener Früchte für den Eigenbedarf –, und dass sie Saatgut nur von Monsanto kaufen dürfen. So werden die Bauern zu Halbfreien, und die Umwelt wird ruiniert. Dies zur Nummer zwei.

Wie ein Probemuster

Die Nummer drei, das Finanzsystem, ist mit der Ordnung der Welt­reservewährung bereits beschrieben. Allerdings ist hier eine nicht vorgesehene Entwicklung festzustellen. Verschiedene Länder – haupt­sächlich Russland und China – entziehen sich dem Zwang, alle inter­nationalen Geschäfte in Dollar zu verrechnen, und fakturieren in den eigenen Währungen. Das bedeutet für den Dollar Einbußen und darüber hinaus eine Gefahr, die abzuwenden zu radikalen Entschlüs­sen führen könnte. 

Doch noch ist es nicht soweit, und Kissingers politischer Aphorismus erscheint als Wegweisung für eine Politik der Weltbeherrschung, die indes so und unter diesem Namen immer geleugnet wird. Man nennt das lieber „Weltinnenpolitik“, „New Government“ oder – noch ein wenig verschwommener – „Globalisierung“. 

In diesem Zusammenhang erscheint die Europäische Union als ein Probemuster für den großen Wurf. Ihre Entwicklung spiegelt Kissingers Dreiheit wörtlich wider: In der Montanunion, dem ersten Zusammenschluss, wurde die Energiepolitik der ersten sechs Staaten vereint. Funktional also das Feld, wofür heute das Öl steht. Darauf folgte die Landwirt­schaft, die völlig von der EU bestimmt wird, und das bleibt so, auch wenn sie, die früher jahrtausendelang Urgrund des Wohlstandes ge­wesen war, heute einen Kostenfaktor in Höhe von 60 Milliarden Euro jährlich darstellt. Und mit dem Euro wurde das Geld gleichgeschaltet. 

Der Autor ist ein christsoziales Urgestein und war lange Zeit Redakteur beim „Bayernkurier“.