26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
09.10.20 / 150. Todestag / Umstritten wie selten zuvor: Robert E. Lee

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41 vom 09. Oktober 2020

150. Todestag
Umstritten wie selten zuvor: Robert E. Lee
Erik Lommatzsch

Zum 150. Todestag des am 12. Oktober 1870 verstorbenen Robert Edward Lee wird sein Reiterstandbild in der Monument Avenue in Richmond, Hauptstadt seines Heimatbundesstaates Virginia, noch auf dem Sockel stehen. Im Juni dieses Jahres hatte Gouverneur Ralph Northam von den Demokraten zwar die Entfernung des Denkmals für den wohl prominentesten und angesehensten General der Konföderierten im Amerikanischen Bürgerkrieg angeordnet, eine Klage dagegen hatte aber zumindest einen Aufschub des Vollzugs zur Folge. Eine endgültige Entscheidung steht noch aus. 

Lee wird schon länger und nun noch einmal besonders vor dem Hintergrund der „Black Lives Matter“-Proteste nahezu ausschließlich als Protagonist und Symbol der Sklavenhaltung wahrgenommen. Wenn der Südstaatler auch selbst über Sklaven verfügte, so war seine diesbezügliche Haltung nach den Maßstäben seiner Zeit durchaus ambivalent.

Der 1807 geborene Lee absolvierte eine äußerst erfolgreiche Offizierslaufbahn. Seine Talente stellte er verschiedentlich unter Beweis, etwa im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg oder als Direktor der Militärakademie in West Point.

Bei Ausbruch des Sezessionskrieges im April 1861, bei dem die Frage der Abschaffung der Sklaverei eine zentrale Rolle spielte, wurde Lee vom US-Präsidenten Abraham Lincoln, der de facto nur die Nordstaaten beherrschte, das Kommando über das Heer der Union angeboten. Lee lehnte ab, nicht als glühender Verfechter einer Abspaltung, sondern aus Verbundenheit mit seiner Heimat. Im Heer der Konföderierten übernahm er die Nord-Virginia-Armee, im Januar 1865 dann den Oberbefehl. 

Als legendär gilt seine Fähigkeit, auch einen besser ausgerüsteten und in puncto Truppenstärke weit überlegenen Gegner schlagen zu können. Verwiesen sei etwa auf seinen Sieg in der Schlacht bei Chancellorsville im Mai 1863 über die mehr als doppelt so starken Unionstruppen. Er setzte auf eigenverantwortliche Entscheidungen seiner Untergebenen, was diese jedoch mitunter überforderte. Den vier Jahre dauernden Krieg entschied schließlich der Norden für sich. Lee oblag im April 1865 die Kapitulation des Südens. Bekannt ist sein Ausspruch, es sei gut, dass der Krieg so schrecklich sei, sonst fände man vielleicht Gefallen daran.