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09.10.20 / Hochschulen / Ein Sumpf an Denk- und Sprechverboten / Die Freiheit an den Universitäten ist massiv bedroht: Nicht-linke Professoren geraten unter Druck, Antifa-Gruppen dagegen erhalten Förderung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41 vom 09. Oktober 2020

Hochschulen
Ein Sumpf an Denk- und Sprechverboten
Die Freiheit an den Universitäten ist massiv bedroht: Nicht-linke Professoren geraten unter Druck, Antifa-Gruppen dagegen erhalten Förderung
Robert Mühlbauer

Lautes Brüllen, Klatschen und „Nazis raus“-Rufe waren zu hören, als der ehemalige AfD-Chef und Europaabgeordnete Bernd Lucke seine Vorlesungen als Volkswirtschaftsprofessor an der Universität Hamburg wieder aufnehmen wollte. Lucke musste wochenlang unter Polizeischutz unterrichten. Linke Studentengruppen machten ihm vor knapp einem Jahr die Hölle heiß. Nun ist die Aufregung in Hamburg schon wieder abgeklungen. Aber der Vorgang ist eben kein Einzelfall, sondern eher die Spitze eines Eisberges.

Mehrere prominente Professoren in Deutschland haben ähnliche Hetzjagden linker Studentengruppen erlebt, etwa der Osteuropa-Historiker Jörg Baberowski von der Berliner Humboldt-Universität, der mit Büchern über Stalins Gewaltherrschaft bekannt wurde und die Asylpolitik von Angela Merkel scharf kritisiert hat. Eine kleine sektenähnliche Splittergruppe von Trotzkisten an der Uni verfolgt Baberowski seit Jahren. An der Frankfurter Goethe-Universität versuchten muslimische und linke Gruppen, eine von der Ethnologin Susanne Schröter organisierte kritische Diskussion über das Kopftuch zu verhindern. In Siegen bekam ein Philosophieprofessor Druck von der Uni-Leitung, weil er gewagt hatte, Thilo Sarrazin zu einem Gastvortrag einzuladen. 

„Professorenjagd“ nannte die Zeitschrift „Cicero“ das. Die „FAZ“ sprach von einer „Selbstzerstörung der Wissenschaft“. An der Uni Wien kam es Anfang des Jahres zum Kesseltreiben gegen den Historiker Lothar Höbelt, der den Freiheitlichen nahesteht. Hunderte Studenten blockierten seine Vorlesungen. Diese Fälle, die Schlagzeilen in den Medien gemacht haben, sind zwar extreme Ereignisse, die sich gegen einzelne exponierte Professoren richten. Doch unterhalb der Schwelle spektakulärer Aktionen gibt es eine viel breitere und wohl ebenso gefährliche Strömung, die langsam, aber sicher die Wissenschafts- und Meinungsfreiheit gefährdet: die Political Correctness (PC).

Forschung wird eingeschränkt

Wie schleichendes Gift ist sie in die Hochschulen eingetröpfelt und lähmt den freien Diskurs. PC-Gesinnungspolizisten wachen darüber, dass man den Korridor des Sagbaren nicht verlässt. Eine Umfrage von Allensbach im Auftrag des Deutschen Hochschulverbands (DHV), dem mehr als 30.000 Dozenten und Professoren angehören, zeigte kürzlich die Tendenz. 30 Prozent sagten, sie fühlten sich durch die PC in Forschung und Lehre eingeschränkt, vor allem Geisteswissenschaftler wie Historiker, Soziologen, Philosophen oder Sprachwissenschaftler. Von ihnen sagten 36 Prozent, dass die PC sie einschränke. „Seit einigen Jahren werden an den Universitäten die Diskursräume immer mehr eingeengt“, beklagt der hessische AfD-Bildungspolitiker Frank Grobe. Hochschullehrer würden massiv an ihrer Lehrtätigkeit gehindert. „Aber natürlich nur dann, wenn es sich um konservative und freiheitlich gesonnene Dozenten handelt.“

Noch stärker als in Deutschland tobt der Kulturkampf an den Universitäten im angelsächsischen Raum. US-Unis werden von einer Welle „progressiver“ linker Wissenschaft überschwemmt, in der es Konservative zunehmend schwer haben. Auch in Großbritannien stehen Hochschullehrer rechts der Mitte unter Druck. Das zeigt eine Studie des Politologen Eric Kaufmann vom Birkbeck-College an der Uni London. Seine Umfrage kam zu dem Schluss, dass drei Viertel der Dozenten politisch links der Mitte stehen, bei den Geisteswissenschaftlern sind es sogar mehr als 90 Prozent. Professoren rechts der Mitte werden zur Randerscheinung und offenbar immer stärker diskriminiert.

Konservative oder rechte Wissenschaftler fühlten Druck und „müssen ihre Ansichten verstecken“, schrieb die angesehene „Times“ auf der Titelseite. Von „Chilling Effects“ (Angstmache) und Selbstzensur spricht Kaufmann, der mit seinem Buch „Whiteshift“ über die Verdrängung von Weißen durch nicht-weiße Einwanderer den Hass linker Kollegen auf sich gezogen hat. Er fordert die Einrichtung eines „Direktoriums für akademische Freiheit“ im Wissenschaftsministerium. Diese Stelle sollte tätig werden, wenn wieder einmal an Unis nach Kampagnen linker oder muslimischer Gruppen ein Vortrag abgesagt wird oder ein Dozent politischen Druck zu spüren bekommt. Es gab einige prominente Fälle: In Cambridge wurde die Gastprofessur des kanadischen Psychologen und Bestsellerautors Jordan Peterson gestrichen. An anderen Unis wurden Vorlesungen feministischer Professorinnen storniert, die bezweifeln, dass „Trans-Frauen“ echte Frauen sind.

Es sind meist kleine, aber sehr lautstarke Minderheiten und Lobbyisten, die solange Lärm machen, bis ein „kontroverser“ Dozent gehen muss. Schon vor Aufkommen der „Black Lives Matter“-Bewegung forderten linke Gruppen, ganze Lehrpläne zu „entkolonialisieren“. An der School of Oriental and African Studies (SOAS) in London wollten Aktivisten erreichen, dass die Liste der Philosophen „bereinigt“ werde. Es stünden zu viele prominente Weiße – von Platon bis Kant – darauf, man müsse dringend mehr schwarze Philosophen lesen, forderten die „anti-rassistischen“ Aktivisten.

„Die Toleranz sinkt“

In Großbritannien hat dieses Jahr der Journalist Toby Young eine „Free Speech Union“ gegründet, die in Bedrängnis geratenen Unidozenten oder Medienleuten bei Prozessen zur Seite springt. Aber bevor es soweit kommt, führt schon die bloße Furcht vor möglichen Sanktionen dazu, dass viele verstummen. 

DHV-Präsident Dieter Kempen warnt schon länger vor der Einengung der Wissenschaftsfreiheit: „Die Toleranz gegenüber anderen Meinungen sinkt“, sagt er, nachdem aus den USA die Tendenz nach Europa schwappt, dass nun schon politisch nicht-korrekte „Mikroaggressionen“ beklagt werden. Studenten in den USA fordern „sichere Räume“, in denen sie nicht mit möglicherweise „verletzenden“ Ansichten behelligt werden. Nicht nur ideologisierte Studentengruppen machen Krach, oft geht der Druck zu einer PC-konformen Rede von den Hochschullehrern selbst aus. In der Allensbach-Umfrage sagte ein Viertel, es solle an Universitäten nicht erlaubt sein, die „gendergerechte“ Anrede (also „Studierende“ statt Studenten) zu verweigern. Noch mehr, 53 Prozent der Dozenten, wollten es nicht erlauben, Zweifel am menschengemachten Klimawandel zu äußern.

Wenn der universitäre soziale Druck nicht reicht, tritt oft die plumpeste aller linken Gruppen auf den Plan, die Antifa. Besonders befremdlich: An manchen deutschen Unis erhalten sogar vom Verfassungsschutz beobachtete Antifa-Gruppen Geld aus den Zwangsbeiträgen der Allgemeinen Studentenausschüsse. Der Asta der Uni Köln finanziert den Antifa AK (Arbeitskreis) mit mehr als 8000 Euro im Jahr. Der RCDS protestierte, doch folgenlos. Der von den Grünen dominierte Asta bleibt bei dem Zuschuss für die Antifa. AfD-Politiker Grobe hält das für einen Skandal und verweist auf die Tatsache, dass mittlerweile über 40 Antifa-Gruppierungen – Tendenz steigend – vom Verfassungsschutz beobachtet werden. „Es wird endlich Zeit, den linken Sumpf an den Hochschulen trockenzulegen“, fordert er. Allerdings deutet alles darauf hin, dass der Sumpf sich eher ausbreitet.