23.04.2024

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09.10.20 / Für Sie gelesen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41 vom 09. Oktober 2020

Für Sie gelesen

Gesammelte Dummheiten

Dummheit sei eine zutiefst menschliche Eigenschaft, meint der Schweizer Journalist und Erfolgsautor Luc Bürgin, der von 2004 bis 2019 die Zeitschrift „Mysteries“ herausgab. Den Beweis für seine Behauptung versucht er in dem Buch „Neues aus Absurdistan“ zu erbringen. Und tatsächlich sind die darin aufgeführten Beispiele für grobe Unvernunft mehr als überzeugend.

So müssen in der Schweiz nicht nur natürliche, sondern auch juristische Personen Kirchensteuern bezahlen – letztere zudem ohne die Möglichkeit des Austritts. Facebook wiederum stufte die 30.000 Jahre alte „Venus von Willendorf“ im Naturhistorischen Museum von Wien als „pornografisch“ ein. Und in München wurde ein Flohzirkus geschlossen, weil der Deutsche Tierschutzbund geltend gemacht hatte, dass es an der „artgerechten Haltung“ des Ungeziefers mangele.

Weitere Kostproben gefällig? Wieso wird gegen die Verseuchung von Geflügel mit antibiotikaresistenten und damit potenziell tödlichen Keimen nicht genauso konsequent vorgegangen wie gegen die Verbreitung von Coronaviren? Warum bringt man „umweltfreundliche“ Jute-Beutel in Umlauf, obwohl deren Öko-Bilanz 20.000 Mal schlechter ist als die einer Plastik-Tüte? Und welcher Schwachkopf im Bundesfinanzministerium ist auf die Idee gekommen, dass Flaschen sammelnde Rentner die so erzielten Einnahmen versteuern müssen – abzüglich der Werbungskosten, versteht sich?

Ja, der Irrsinn grassiert allerorten: Ein Blinder darf laut deutscher Straßenverkehrsordnung im Halteverbot parken, aber Flaschenbier aus der Bundesrepublik in der Schweiz nicht „Pilsener“ heißen. Handyhersteller warnen davor, ihre Produkte in die Nähe des Kopfes zu halten – wegen möglicher Strahlungsschäden! Und auf Tüten mit Nüssen finden sich neuerdings Hinweise wie: „Achtung! Kann Spuren von Nüssen enthalten!“

Aber es geht noch schlimmer: Wenn die National Security Agency (NSA) der USA wieder einmal unsere Mails durchforstet, dann kann bereits das Reizwort „Schweinefleisch“ genügen, um die Aufmerksamkeit der staatlich besoldeten Schnüffler zu erregen. Wir zahlen noch heute treu und brav die Sektsteuer, welche Kaiser Wilhelm II. 1902 einführte, um seine Kriegsflotte zu finanzieren. Während ein Beamter hierzulande nur Geschenke im Wert von unter zehn Euro annehmen darf, liegt die Grenze bei den „unbestechlichen“ Bundestagsabgeordneten bei 199 Euro – pro Geschenk.

Die Krönung des Ganzen sind allerdings die Paragrafen 326 und 328 des deutschen Strafgesetzbuches: Wer vorsätzlich eine nukleare Explosion verursacht, kann für fünf Jahre ins Gefängnis wandern. Das gleiche Strafmaß droht dem, der quecksilberhaltige Energiesparlampen im Haushaltsmüll entsorgt. Dagegen atmen die Gesetze des US-Bundesstaates Iowa, die Blinden das Tragen von Schusswaffen erlauben, fast schon einen Hauch von Vernunft.Wolfgang Kaufmann

Luc Bürgin: „Neues aus Absurdistan. Sind wir noch zu retten?“, Kopp Verlag, Rottenburg 2020, gebunden, 151 Seiten, 12,99 Euro