26.04.2024

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16.10.20 / Freiheitsglocke / Berlins Pendant zur Liberty Bell in Philadelphia

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42 vom 16. Oktober 2020

Freiheitsglocke
Berlins Pendant zur Liberty Bell in Philadelphia
Manuel Ruoff

Als am 8. Juli 1776 die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung auf dem Independence Square (Unabhängigkeitsplatz) in Philadelphia das erste Mal verlesen wurde, wurde die Liberty Bell, die Freiheitsglocke geläutet. Sie ist bis zum heutigen Tag für die US-Amerikaner ein Nationalsymbol. 

Eine derartige Glocke sollte auch das stark US-amerikanisch geprägte West-Berlin der Nachkriegszeit bekommen. Die Freiheitsglocke in Berlin wurde in der Londoner Gießerei Gillett & Johnston gegossen. Sie wurde initiiert vom „Vater der Berliner Luftbrücke“ General Lucius D. Clay, Militärgouverneur der US-amerikanischen Besatzungszone in Deutschland und Vorsitzender des Nationalkomitees für ein freies Europa. Und sie wurde finanziert durch US-amerikanische Spenden. Zum Spendensammeln wurde die Glocke auf einen „Kreuzzug für die Freiheit“ durch die USA geschickt. 

16 Millionen US-Amerikaner spendeten und unterzeichneten den folgenden Freiheitsschwur: „Ich glaube an die Unantastbarkeit und an die Würde des einzelnen Menschen. Ich glaube, dass allen Menschen von Gott das gleiche Recht auf Freiheit gegeben wurde. Ich schwöre, der Aggression und der Tyrannei Widerstand zu leisten, wo immer sie auf Erden auftreten werden. Ich bin stolz darauf, am Kreuzzug für die Freiheit teilgenommen zu haben. Ich bin stolz darauf, dass ich zur Herstellung der Freiheitsglocke beigetragen habe und diese Freiheitserklärung unterschrieben habe, dass mein Name nun ein ewiger Bestandteil des Freiheitsschreins in Berlin sein wird, und dass ich mich den Millionen Männern und Frauen in der ganzen Welt angeschlossen habe, denen die Sache der Freiheit heilig ist.“

Die gut zehn Tonnen schwere Freiheitsglocke mit der programmatischen Inschrift „Möge diese Welt mit Gottes Hilfe eine Wiedergeburt der Freiheit erleben“ und die Unterschriftenlisten kamen schließlich nach West-Berlin, wo sie im Turm des Rathauses Schöneberg eine Heimat finden sollten. Am 21. Oktober 1950 traf die Glocke vor dem Sitz des Regierenden Bürgermeisters ein. Anschließend wurde sie außen am Turm emporgezogen. Drei Tage später, am Tag der Vereinten Nationen, versammelte sich eine halbe Million Menschen vor dem Rathaus und in den umliegenden Straßen. In Anwesenheit des Bundeskanzlers Konrad Adenauer, des Hohen Kommissars der USA in Deutschland, John J. McCloy, und Clays erklang die Freiheitsglocke zum ersten Mal.