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16.10.20 / „Christoph 1“ / Geburtsstunde der zivilen Luftrettung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42 vom 16. Oktober 2020

„Christoph 1“
Geburtsstunde der zivilen Luftrettung
Manuel Ruoff

Am 1. November 1970 wurde in München mit dem am Klinikum Harlaching  stationierten Rettungshubschrauber „Christoph 1“ der erste ziviler Rettungshubschrauber in der Bundesrepublik in Dienst gestellt. 

Der erfolgreiche Einsatz von Rettungshubschraubern beim Militär legte es nahe, den wendigen, schnellen und mit wenig Platz zu Start und Landung auskommenden Helikopter auch zur Rettung von Zivilisten einzusetzen. Einen ersten Modellversuch in Deutschland gab es im Sommer 1967 in Hessen. Er wurde vom Praktischen Arzt Hans-Werner Feder aus Ober-Mörlen mit dem Gau Hessen des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC) und dem Landesverband Hessen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) durchgeführt mit einem am Flugplatz Anspach im Taunus stationierten zweisitzigen Hubschrauber vom Typ Brantly B-2. Von den Ergebnissen ließ sich der damalige Bundesverkehrsminister Georg Leber anschließend im Herbst des Jahres berichten.

Das Bundesverkehrsministerium finanzierte dann ab dem Sommer 1968 weitere Feldversuche. Beim umfangreichsten Projekt war wieder der ADAC mit dabei. Diesmal wurde eine Bell 206B „JetRanger“ gechartert. Stationierungsort war erst München-Riem und anschließend das Klinikum rechts der Isar.

„Christoph“ – in namentlicher Anlehung an den Heiligen Christophorus und damals noch ohne Nummernzusatz – war dann der erste reguläre Rettungshubschrauber. Es handelte sich um einen leichten Hubschrauber des Typs Bölkow Bo 105 des deutschen Herstellers Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB). Beschafft wurde er vom ADAC mit finanzieller Unterstützung des Bundes, Bayerns und der Allianz Versicherung. Die Indienststellung von „Christoph 1“ vor einem halben Jahrhundert gilt als die Geburtsstunde der zivilen Luftrettung in Deutschland.

Elf Jahre später gründete der ADAC für die Luftrettung eine eigene GmbH, die heutige ADAC Luftrettung gGmbH. Die gemeinnützige Gesellschaft betreibt heute rund 50 Eurocopter EC 135 und H145, eine Gemeinschaftsproduktion von MBB und dem japanischen Hersteller Kawasaki Heavy Industries (KHI). Pro Jahr startet dieses halbe Hundert Helikopter von 36 Stationen aus zu rund 54.000 Einsätzen. 

Das Tochterunternehmen der ADAC-Stiftung gehört damit zu den größten Luftrettungsorganisationen Europas – ist aber nicht die einzige in Deutschland. Inzwischen tummeln sich auch die DRF Luftrettung, das Bundesinnenministerium mit dem Katastrophenschutz, die Bundeswehr mit dem SAR-Dienst und die Johanniter-Unfall-Hilfe mit der Johanniter Luftrettung auf dem Markt.