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16.10.20 / Umbenennungs-Hysterie / Die Zensur erreicht nun auch die Berge / Die USA machen wieder den Anfang: Selbst Kletterrouten bekommen „politisch korrekte“ neue Namen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42 vom 16. Oktober 2020

Umbenennungs-Hysterie
Die Zensur erreicht nun auch die Berge
Die USA machen wieder den Anfang: Selbst Kletterrouten bekommen „politisch korrekte“ neue Namen

Furz, Dickwanst, Zwerg, Berg-Heil-Scheibe, Kaaba, Langer Israel, Türkenkopf – all diese Namen von Kletterfelsen in der Sächsischen Schweiz könnten bald der Vergangenheit angehören, wenn eine Entwicklung nach Deutschland überschwappt, die durch die „Black Lives Matter“-Bewegung in den USA angestoßen wurde. 

Dabei geht es um die Änderung der Bezeichnungen von Gipfeln und Routen, welche nunmehr als politisch unkorrekt, weil rassistisch, sexistisch, frauenfeindlich, trans- beziehungsweise homophob, oder in sonstiger Weise „beleidigend“, „verstörend“, „kulturell unsensibel“ sowie „erniedrigend“ gelten. 

Und tatsächlich haben Bergsportler ihren Aufstiegswegen nicht immer nur harmlose Namen wie „Nordwand“ gegeben, sondern auch gerne einmal provoziert. Davon zeugen unter anderem Kreationen wie „Towelhead“ (Handtuchkopf), eine herabsetzende Bezeichnung für Araber, oder „Smack the bitch“ (Schlag die Schlampe). 

Reflexhafte Schnappatmung

Allerdings wird bei der Diskussion um solcherlei Benennungen oft nicht die ursprüngliche Bedeutung berücksichtigt, sondern einfach nur reflexhaft auf Reizwörter reagiert. Ein typisches Beispiel hierfür ist die Route „Happiness in Slavery“ (Glück in der Sklaverei) an den Wänden des Ten Sleep Canyons in Wyoming. Diese Bezeichnung löste sofort Schnappatmung bei den „Black Lives Matter“-Aktivisten aus, obwohl sie eigentlich auf einen erotischen französischen Roman aus dem Jahre 1954 Bezug nimmt, der von den „Freuden“ sadomasochistischer Praktiken erzählt. Also darf der Kletterweg jetzt nur noch „Happiness“ heißen.

Die Umbenennungswelle hat inzwischen nicht bloß die USA erfasst. Davon künden Berichte aus Mexiko, Australien und anderswo. An vorderster Front kämpft dabei das Internetportal „The Mountain Project“, welches 170.000 Kletterrouten auf der ganzen Welt auflistet. Das Projekt identifizierte in den vergangenen zwei Monaten mehr als 2000 „diskriminierende“ Namen, über deren Schicksal nun die Nutzer entscheiden sollen. Widerstand gegen die Reinigungsbestrebungen, wie er noch 2012 in Schweden aufbrandete, als dort Aufstiegsbezeichnungen wie „Kristallnacht“ und „Drittes Reich“ in die Kritik gerieten, regt sich heute jedenfalls nicht mehr. Stattdessen bekunden führende Vertreter der internationalen Kletterszene demonstrative Reue.

Ein Chefredakteur schämt sich

Besonders weit ging dabei Duane Raleigh, der sich Anfang Juli als Chefredakteur und Verleger des US-Bergsportmagazins „Rock and Ice“ zurückzog. Als Begründung für diesen Schritt gab der 60-Jährige an, dass er inzwischen eine allumfassende Scham empfinde: „Wir waren jung und konnten klettern …, weil wir Freiheiten hatten, die das nicht-weiße Amerika nicht hat. Wir waren Teil einer Kultur, die ich bedauere.“ Anschließend meinte Raleigh, der „weiße, männlich dominierte Klub“ der Kletterer und Bergsteiger „existiert … noch immer auf der ganzen Welt“. 

Es bleibt abzuwarten, ob solcherlei Behauptungen nun auch zum Ruf nach einer verbindlichen Quote am Berg führen. Dem herrschenden Zeitgeist würde damit auf jeden Fall in vorbildlichster Weise gehuldigt.    W.K.