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16.10.20 / Museales / Heros von Borcke kämpfte in Amerika / Pommersche „Plempe“ im Museum of the Confederacy in Richmond, Virginia

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42 vom 16. Oktober 2020

Museales
Heros von Borcke kämpfte in Amerika
Pommersche „Plempe“ im Museum of the Confederacy in Richmond, Virginia
Fritz Spalink

Vor 150 Jahren, von 1861 bis 1865, tobte im Osten Amerikas der amerikanische Sezessionskrieg, dessen vordergründiges Ziel die Sklavenbefreiung war, obwohl es  im wesentlichen um die politische Vorherrschaft in Amerika zwischen dem industrialisierten Norden und der tradierten südstaatlichen Agrargesellschaft ging. Vor allem auf Seiten der Nordstaaten bildeten deutsche Einwanderer und Freiwillige unter Kommandeuren wie Carl Schurz oder Friedrich Hecker militärische Einheiten bis zu Divisionsstärke. 

Weniger bekannt sind deutsche Kämpfer in den Reihen der Konföderierten Armee, wie z.B. Heros von Borcke, Spross einer seinerzeit auch auf Usedom in Morgenitz und Krienke ansässigen pommerschen Adelsfamilie. Als Offizier im Königlich Preußischen Garde-Kürassier-Regiment in Berlin wurde er über seine  Truppe hinaus dadurch bekannt, dass ihm der zur Uniform gehörige Pallasch zu kurz erschien und er sich in Solingen einen eigenen, längeren Säbel anfertigen ließ, in dem bei einer Parade sein König Friedrich Wilhelm IV. „ein ausgebuddeltes mittelalterliches Ahnenschwert“ vermutete und die weitere Verwendung dieser „Plempe“ in preußischen Diensten verbot. Inzwischen bei den Landsberger „Schwarzen Dragonern“  nahm er –  um in erster Linie den Nachstellungen seiner Kasinogläubiger und den Vorhaltungen seines Vaters zu entgehen, aber wohl auch wegen seiner ungezügelten Abenteuerlust – seinen Abschied. Er begab sich nach Richmond in Virginia, um die amerikanischen Südstaaten in ihrem Kampf gegen die Yankees zu unterstützen. In mehr als zwei Jahren und fast 60 Gefechten als Stabschef an der Seite des Reitergenerals Stuart wurde Heros von Borcke im Gefecht von Middleburg von einer Bleikugel getroffen, die sich in seiner Lunge festsetzte und mit damaliger Chirurgenkunst nicht zu entfernen war. Heros von Borcke kehrte hochdekoriert nach Preußen zurück – gerade rechtzeitig, um noch an der Schlacht von Königgrätz 1866 im Stab des Prinzen Friedrich Karl, dem Bruder des Kaisers Wilhelm I., teilzunehmen, und sich als taktischer Reorganisator der kaiserlichen Reiterei hervorzutun.

Nach seinem endgültigen Abschied von der militärischen Laufbahn lebte er auf seinen Gütern in Hinterpommern, heiratete und hatte drei Söhne. 1883 reiste er mit Prinz Friedrich Karl nach Swinemünde und zu seiner Verwandtschaft nach Auerose. Seine Ehefrau Magdalene weilte schon seit längerer Zeit zu einer Kur im Seebad Heringsdorf und starb auch dort. 

Heros nahm 1884 eine Einladung seiner Bürgerkriegskameraden an und fuhr erneut nach Amerika. Hier wurde er von den Kameraden und der Bevölkerung begeistert gefeiert, und überließ seinen Säbel als Gastgeschenk dem Senat von Virginia. Heute ist das Weiße Haus in Richmond/Virginia, das ehemalige Regierungsgebäude der Konföderierten Staaten, das „Museum of the Confederacy“. Hier wird das Andenken an Heros von Borcke in Ehren gehalten und die Registratorin, Melinda D. Gales, machte Überstunden, um dem Heringsdorfer Ortschronisten den dokumentierten Nachlass zu präsentieren, und fotografieren zu lassen. Ein Kriegskamerad Borcke´s, General Wickham, sagte seinerzeit bei der Übergabe: 

„Dieses ist das Schwert von Heros von Borcke. Sie sehen, es war kein Kind, das diesen Säbel trug. Wohl erinnere ich mich noch, da er, ein Jüngling, zu uns kam, um Ruhm zu ernten und sein Schicksal an das unserer Staaten zu binden. Wohl erinnere ich mich der vielen Gefechte, da er diesen mächtigen Säbel schwang, als wäre er von großer Leichtigkeit. Wohl erinnere ich mich, wie dieser Mann wieder und immer wieder seine Pflicht getan hat, stets der erste im Angriff, stets der letzte beim Rückzug. Kein Soldat der konföderierten Armee tat gewissenhafter seinen Dienst als Heros von Borcke“.

Weitere Info Fritz Spalink ist Historiker im Förderverein Pommersche Heimat e.V., https://pommerscheheimat.de