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23.10.20 / Primary-Modell / Warum Norpoth an einen klaren Sieg Trumps glaubt / Der deutschstämmige Wahlforscher vermutet einen Sieg des Amtsinhabers mit 362 gegen 176 Wahlmännerstimmen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43 vom 23. Oktober 2020

Primary-Modell
Warum Norpoth an einen klaren Sieg Trumps glaubt
Der deutschstämmige Wahlforscher vermutet einen Sieg des Amtsinhabers mit 362 gegen 176 Wahlmännerstimmen

Viele der ernst zu nehmenderen Prognosen bezüglich des Ausgangs der US-Präsidentschaftswahlen beziehen sich lediglich auf einzelne Bundesstaaten. Dahingegen versucht der Politikwissenschaftler Helmut Norpoth genau wie das omnipräsente „Orakel“ Allan Lichtman das landesweite Gesamtergebnis vorherzuberechnen. Dabei sagt er im Widerspruch zu seinem Kollegen einen deutlichen Sieg von Donald Trump über Joe Biden voraus. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Amtsinhaber im Weißen Haus verbleiben könne, liege derzeit bei 90 Prozent. Vermutlich werde Trump am Ende über 362 Wahlmänner verfügen, womit Biden dann nur 176 verblieben.

Der aus Essen stammende Wahlforscher, der 1976 in den USA promoviert hat und seitdem dort lehrt, hatte 2016 genau wie Lichtman als einer der ganz wenigen Experten weltweit auf Trump gesetzt und damit Recht behalten. Damals gab er die Erfolgsaussichten des vermeintlichen Außenseiters mit 87 Prozent an, was vielfach entgeistertes Kopfschütteln auslöste.

90 statt der damaligen 87 Prozent

Norpoth verwendet kein System von teilweise subjektiven Schlüsseln wie Lichtman, sondern das von ihm selbst entwickelte Primary-Modell, in das die Daten aus allen Präsidentschaftswahlen seit 1912 einflossen. Dabei sind die Ergebnisse der ersten parteiinternen Vorwahlen der entscheidendste Faktor. Wer in den Primarys deutlich besser abschneide als sein späterer Konkurrent von der anderen Partei, der werde auch aus dem letzten Rennen um die Präsidentschaft als Sieger hervorgehen. Und Trump habe eben bei den ersten Vorwahlen in New Hampshire am 11. Februar 2020 mit 84,4 Prozent triumphiert, während Biden dort nur auf 8,3 Prozent gekommen sei, „was für einen Kandidaten mit dem Wunsch, Präsident zu werden, unglaublich ist“.

Mit seinem Modell lag Norpoth seit 1996 bei fünf von sechs Wahlen richtig. Nur die knappe Niederlage von Al Gore gegen George W. Bush sah er genau wie Lichtman nicht voraus.

Norpoth vertraut ausschließlich auf die Ergebnisse der bereits durchgeführten Vorwahlen. Seines Erachtens werden weder Trumps Corona-Management noch die derzeitigen sozialen Unruhen in den USA einen Einfluss auf den Wahlausgang haben. Das trägt Norpoth den Hass vieler Trump-Gegner ein. Er bekomme zahllose Zuschriften, deren Inhalt „nicht druckbar“ sei, sagte der Politologe kürzlich und fügte dann hinzu: „Jeder glaubt, dass Trump in Flammen aufgehen wird, und ich sage mit fast absoluter Sicherheit voraus, dass er gewinnen wird. Das scheint verrückt zu sein – ist es aber nicht.“W.K.