Dem „Orakel von Washington“ Allan Lichtman zufolge, besitzt der Republikaner Donald Trump derzeit sechs Schlüssel fürs Weiße Haus. Erstens sei er der amtierende Präsident. Zweitens habe sich niemand in seiner Partei als ernst zu nehmender Widersacher entpuppt. Drittens gebe es keinen dritten, unabhängigen Kandidaten bei der Wahl im November. Viertens könne er auf einige wichtige innenpolitische Erfolge zurückschauen und habe fünftens schwerwiegende Fehler auf dem Gebiet der Außenpolitik und Kriegführung vermieden. Sechstens verfüge er über mehr Charisma als der Gegenkandidat, der zudem kein Nationalheld sei.

Andererseits – so Lichtman weiter – habe Trumps demokratischer Herausforderer Joe Biden aber sieben Schlüssel, was ihn für die Rolle des Wahlsiegers prädestiniere. Seit den letzten Kongresswahlen besitze seine Partei erstens die Mehrheit der Sitze im US-Repräsentantenhaus. Die Wirtschaft der Vereinigten Staaten sei zweitens in der Zeit vor der Wahl in eine tiefe Rezession gerutscht. Das Pro-Kopf-Wirtschaftswachstum sei drittens gesunken. Darüber hinaus sei es in der Amtszeit Trumps viertens zu massiven sozialen Unruhen gekommen sowie fünftens zu mehreren Skandalen rund um die Regierung. Der Präsident, der eine Wiederwahl anstrebe, könne sechstens auf keine spektakulären Erfolge in der Außenpolitik verweisen. Trumps etwas größeres Charisma verhindere nicht, dass man ihm siebtens vielfach die Führungsrolle im Staate abspreche.

Während die US-Medien Lichtmans Prognose in großer Aufmachung verbreiten, verweisen Kritiker auf die methodischen Schwächen des Schlüssel-Modells. So bemängelte der prominente Statistiker und Wahlforscher Nathaniel Read Silver, der allerdings 2016 selbst falsch gelegen hatte, die Subjektivität mancher Schlüssel. Charisma lasse sich überhaupt nicht exakt messen. Und bei der Antwort auf die Frage, ob etwas nun ein Erfolg oder Misserfolg gewesen sei, schieden sich die Geister auch ziemlich oft.W.K.