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23.10.20 / Kommentare / Vor die Tür gesetzt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43 vom 23. Oktober 2020

Kommentare
Vor die Tür gesetzt
Erik Lommatzsch

Monika Maron „lässt sich nicht vereinnahmen, sie erhebt Widerspruch und mischt sich ein, ist unbequem“. So formulierte es der S. Fischer Verlag 2010 werbend im Klappentext eines Essaybandes seiner vielfach preisgekrönten Autorin. Bereits der erste Roman – „Flugasche“ – der damals in der DDR lebenden Maron war vor 40 Jahren bei S. Fischer erschienen. Das Buch setzt sich kritisch mit den Zuständen in der zweiten deutschen Diktatur auseinander, insbesondere mit der Umweltverschmutzung, sodass eine Veröffentlichung dort nicht möglich war.

Umso grotesker wirkt es, dass derselbe Verlag Monika Maron nun die Tür gewiesen hat. Die prominente Schriftstellerin lässt sich weiterhin „nicht vereinnahmen“. Allerdings ist das 2020 ein nachteiliger Aspekt. Die Zusammenarbeit wurde aufgekündigt. Das Ganze mache sie „traurig und fassungslos“, so Maron.

Die Grenzen des sich immer weiter verengenden Gesinnungskorridors waren für sie nie maßgeblich. Nicht erst mit ihrem 2018 erschienen Roman „Munin“ wurde sie öffentlich nach „rechts“ geschoben. Maron wehrt sich „gegen die immer irrer werdende Gendersprache“ und hält „das muslimische Kopftuch für ein Zeichen der Unterdrückung“. Bewusst sei ihr, dass S. Fischer nicht mit all ihren „politischen Äußerungen zum Islam und zur Flüchtlingspolitik glücklich ist“. 

Besonders verübelt wurde der Autorin wohl, dass sie im Frühjahr eine Auswahl von Texten zur Reihe EXIL beigesteuert hat. Initiiert von der Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen, werden hier auch Titel mit Inhalten jenseits des nahezu allerorten drückenden Meinungsklimas publiziert. 

Maron sagt, heute sei vielen „offenbar das Argumentieren zu mühsam, moralische Ausgrenzung verkürzt die Debatte“. S. Fischer mag zu Debatten gar nichts mehr beitragen. Die einst als „unbequem“ gefeierte Autorin ist jetzt „zu unbequem“ geworden. Rauswurf. In der Geschichte des renommierten Verlages ein erbärmlicher Tiefpunkt.