18.04.2024

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23.10.20 / Fritz Walter / „Mentaler Gründervater“ der Republik

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43 vom 23. Oktober 2020

Fritz Walter
„Mentaler Gründervater“ der Republik
Manuel Ruoff

Für den einstige Mannschaftskameraden sowie späteren Ministerialdirigenten und Funktionär des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Karl Schmidt war Fritz Walter „neben Konrad Adenauer und Theodor Heuss einer der Gründer der Bundesrepublik“. Auch der Historiker Joachim Fest nannte drei Gründungsväter der Bundesrepublik Deutschland. Politisch sei es der Bundeskanzler Konrad Adenauer, wirtschaftlich der Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard und mental der Kapitän der ersten deutschen Fußballweltmeisterelf gewesen. Eigentlich sei der 4. Juli 1954, der Tag des Finales der Fußballweltmeisterschaft 1954 in Bern, das Gründungsdatum der Bundesrepublik gewesen. 

Doch lässt sich die Popularität des ersten Ehrenspielführers des DFB, die zu Recht gerne mit der seines erklärten Vorbildes und Idols Max Schmeling verglichen wird, nicht nur mit seiner Rolle als Kapitän der DFB-Auswahl beim „Wunder von Bern“ erklären. Walter war ein Urgestein. Die Verbundenheit mit den Roten Teufeln vom 1. FC Kaiserslautern (FCK) zieht sich wie ein roter Faden durch seine Biographie. In Kaiserslautern kam der Pfälzer vor 100 Jahren, am 31. Oktober 1920, als ältestes von fünf Kindern einer waschechten Berlinerin und des Gastwirts der Vereinsgaststätte des FCK zur Welt. Wie seine beiden Brüder Ludwig und Ottmar zog es auch ihn in die Reihen des FCK. 1928 spielte er erstmals in der Schülermannschaft. Mit einer Sondergenehmigung stieß das früh entdeckte Ausnahmetalent bereits als 17-Jähriger zur Ersten Mannschaft. Trotz verlockender Angebote aus dem Ausland blieb der bodenständige Pfälzer bis zum Ende seiner Sportlerkarriere seinem Verein treu und führte ihn in eine erfolgreiche Ära. Dieser dankte es ihm nicht zuletzt damit, dass er zu dessen 65. Geburtstag und damit noch zu dessen Lebzeiten sein Betzenberg- in Fritz-Walter-Stadion umbenannte.

1940 absolvierte Walter – damals schon unter dem Trainer Sepper Herberger – sein erstes Länderspiel. Der Zweite Weltkrieg mit Wehrdienst einschließlich Kriegsgefangenschaft kostete ihn wichtige Jahre. Beim ersten Länderspiel der Bundeself 1950 fehlte er verletzungsbedingt, doch ab 1951 war er wieder dabei, und das von Beginn an als Kapitän. Drei Jahre später erreichte das innige Trainer-Kapitän-Gespann Herberger-Walter mit dem Weltmeistertitel den Olymp. 1958/59 beendete Walter als National- und FCK-Spieler seine Sportlerkariere. Der gelernte Bankkaufmann blieb auch anschließend beruflich erfolgreich. Am 17. Juni 2002 verstarb er friedlich in seinem Bungalow in Enkenbach-Alsenborn unweit Kaiserslauterns.