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23.10.20 / Religionskampf / Symbole der Eroberung / Von Konstantinopel bis Córdoba: Islamische Fanatiker drängen immer heftiger auf die Umwandlung von Kirchen in Moscheen – es ist ein Feldzug

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43 vom 23. Oktober 2020

Religionskampf
Symbole der Eroberung
Von Konstantinopel bis Córdoba: Islamische Fanatiker drängen immer heftiger auf die Umwandlung von Kirchen in Moscheen – es ist ein Feldzug
Rolf Stolz

Im Prinzip mit den gleichen Augen, aber mit völlig verschiedenen Gesichtspunkten schauen Menschen auf die Welt. Ohne Zorn und Zetern sollte, wenn ein Gewaltherrscher sich fremdes Gut aneignet, der Historiker beschreiben, was ist und warum es so ist. Ein politischer Aktivist oder ein Dichter dagegen werden den Räuber als Räuber brandmarken und – angetrieben von Wut und Trauer – dafür kämpfen, das Verbrechen zu sühnen und rückgängig zu machen. 

Das Vordringen der muslimischen Araber im einst christlichen Nordafrika und seit 711 in Südeuropa, der Untergang des Oströmischen Reiches 1453 und der Vormarsch der Osmanen 1683 bis Wien hatten verheerende Folgen für die europäische Kultur, aber sie weckten auch Gegenkräfte von Karl Martell bis zur Reconquista, vom Prinzen Eugen bis zum griechischen Freiheitskampf. Auch die heutige Offensive des orthodoxen und politischen Islam, um in einem weltweiten Dschihad sein politisch-religiöses System kulturell wie politisch durchzusetzen, darf und wird nicht ohne Antwort des Westens und des Abendlandes bleiben.

Als der türkische Präsident Erdogan aus der Hagia Sophia erneut eine Moschee machte, hat er nicht allein seine fanatischen Anhänger begeistert. Auch außerhalb des Islam gibt es Menschen, die unter dem Motto „Hauptsache ein Gotteshaus“ Blindheit und Totschweigen als politisch korrekte Nichteinmischung in innere Angelegenheiten anpreisen. Dass Erdogan die zentrale Kirche eines einstigen Weltreichs zur Zentralmoschee des zukünftigen Großtürkischen Reiches bestimmt, dient inmitten der türkischen Wirtschaftskrise seinem Machterhalt und weiterer Expansion. 

Mit dem Schwert in der Hand

Mit Phrasen wurde immer schon eine solche Macht- und Realpolitik bemäntelt. Aber soll man schweigen, soll man wie der Papst lediglich seine große Trauer aussprechen, oder ist hier nicht machtvoller Widerstand erforderlich – vom sofortigen Abbruch aller EU-Beitrittsverhandlungen und von Wirtschaftssanktionen bis hin zum Verbot radikal-islamischer Auslandsorganisationen des Regimes? Wenn schon die Rückgabe der Hagia Sophia an die Orthodoxe Kirche in der heute dezidiert antichristlichen Türkei keine Chance hat, so war die von Atatürk durchgesetzte Museumslösung bei Weitem das kleinere Übel. 

Mit ihr wurde den verfolgten Christen in der Türkei – ehedem die Mehrheit, nun eine marginalisierte Randgruppe – ein Raum der Erinnerung an ihre Geschichte und Kultur gegeben, in dem die christlichen Bilder nicht mit grünen Laken verhängt waren. Erdogan hat seinen Kirchensturm im August 2020 fortgeführt, als er die aus dem 6. Jahrhundert stammende Chora-Kirche in Istanbul, reich an Fresken und Mosaiken, zur Moschee erklärte. Das war sie schon 1511 geworden, aber 1945 wurde sie in der damals Anschluss an den Westen suchenden Türkei zum Museum. Hass und Gewalt wurden so zumindest reduziert, während am 24. Juli 2020 bei der ersten muslimischen Predigt in der Hagia Sophia der oberste Imam der Türkei, Ali Erbas, mit einem Schwert auftrat und erklärte, dies sei eine Tradition in Moscheen, die ein Symbol der Eroberung seien. 

„Fatih“, der Eroberer, ist der Beiname des Sultans Mehmet II., der Konstantinopel eroberte – daran sollten jene Europäer denken, deren Städte vom Islam mit einer Fatih-Moschee beglückt wurden. Hunderte Christen, die sich 1453 in die Hagia Sophia geflüchtet hatten, wurden dort ermordet, tausende zu Sklaven gemacht – die türkische Geschichte ist nicht erst seit dem Völkermord von 1915 mit Blut geschrieben worden. Sie ist weiterhin eine Geschichte osmanischer Besatzungsregime wie in Teilen Syriens oder in Nordzypern, 1974 von dem Sozialdemokraten und Hobby-Lyriker Bülent Ecevit erobert und in einen nur von Ankara anerkannten Satellitenstaat verwandelt, in dem etliche Kirchen in Viehställe oder Lagerräume umgewandelt wurden.   

Fleißige Helfer im Westen

Offener als die Proklamationen von Erdogan und Erbas können Kriegserklärungen nicht sein. Aber dieser Feldzug endet nicht am Bosporus. Längst erschallt aus der islamischen Welt die Forderung, Europa müsse den Muslimen alle einstigen Moscheen zurückgeben. Gekämpft wird vor allem um die Maria-Himmelfahrt-Kathedrale von Córdoba in Spanien. Sultan bin Muhammad al-Qasimi, Herrscher des Golf-Emirats Schardscha, tönt: „Als Allermindestes verlangen wir die Rückgabe der Moschee von Córdoba.“ Türkische Historiker wie Mehmet Özdemir und Lütfi Seyban pflichten bei, aber auch im Westen gibt es bildungsferne Mythenfreunde, die das Märchen vom sieben Jahrhunderte nur toleranten, menschenfreundlichen arabischen Andalusien glauben. 

Die raue Wirklichkeit sah anders aus: Die herrschende muslimische Minderheit benötigte die Mitarbeit von Christen und Juden und hoffte, die andersgläubigen Schutzbefohlenen würden sich unter dem Druck ihrer Diskriminierung zum Islam bekehren. Der Wissenschaftler Darío Fernández-Morera, Autor des Buches „Der Mythos vom andalusischen Paradies“, weist zudem nach, dass die Große Moschee in Cordoba mit höchster Wahrscheinlichkeit auf dem Baugrund der im 9. Jahrhundert zerstörten Kirche des Heiligen Vinzenz aus dem 6. Jahrhundert und mit deren Materialien errichtet wurde. 

Ähnlich hatten die Umayyaden nach 708 die Johannes dem Täufer geweihte Kathedrale in Damaskus zerstört und als Steinlager zum Moscheebau genutzt. Angesichts dessen mutet es verheerend an, wenn nicht allein die von öl- und geldreichen islamischen Potentaten stark beeinflusste UNESCO die islamische Reconquista unterstützt, sondern auch von Selbsthass und Hass auf die christliche Kultur getriebene Spanier. Knapp 200.000 von ihnen haben in einer Petition der Plattform „Moschee-Kathedrale von Córdoba“ gefordert, der Kirche das Gotteshaus wegzunehmen und es multifunktional zu vernutzen – ganz im Sinne der lokalen islamischen Gemeinde, die bereits 2004 vor dem Mirhab beten wollte, um so die Umwandlung in eine Moschee einzuleiten, und im Sinne österreichischer Islam-Touristen, die 2010 dort das Nachmittagsgebet anstimmten und ein Handgemenge auslösten. 

Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, versuchen linksradikale Archäologen mit allen Tricks die christliche Vorgeschichte der zeitweiligen Moschee zu vertuschen. Diese Geschichtsklitterungen bewegen sich auf einem ähnlichen Nullniveau wie das Märchen vom 700 Jahre polnischen Schlesien. Im Zusammenprall der Kulturen hat längst ein Kulturkampf eingesetzt, in dem Europa entweder seine christlichen und jüdischen Werte sowie den Geist der Aufklärung erfolgreich verteidigen oder untergehen wird.