26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
30.10.20 / Grüne Konflikte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44 vom 30. Oktober 2020

Grüne Konflikte
Hans Heckel

Haben die Grünen Grund zur Sorge? Wie es scheint, kaum: Die Partei steht in Umfragen stabil bei knapp 20 Prozent. Eine schwarz-grüne Koalition nach den nächsten Bundestagswahlen in knapp elf Monaten ist nicht nur möglich, sondern längst die Lieblingskonstellation der tonangebenden Kreise der Republik. 

Hinter der glatten Fassade jedoch tun sich Verwerfungen auf, die sich zu ernsten Brüchen auswachsen können. Jetzt schon muss lange suchen, wer Gemeinsamkeiten zwischen dem Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer und der Friedrichshain-Kreuzberger Bezirksbürgermeisterin Monika Hermann finden will. Es ist kaum anzunehmen, dass die beiden sich noch sonderlich viel zu sagen haben.

Der Riss durch die Partei könnte nach der nächsten Bundestagswahl noch tiefer werden. Protagonisten der fundamentalistischen „Fridays for Future“-Bewegung wollen auf der Liste der Grünen für das Parlament kandidieren. Dem Ansinnen wird sich die Partei kaum entziehen können, will sie nicht riskieren kann, die radikalen „Klimakämpfer“ gegen sich aufzubringen. Die, meist sehr jungen, Aktivisten zeichnet aus, dass sie jeden Kompromiss ohne Wenn und Aber ablehnen. Sie präsentieren sich als jugendliche Fanatiker schlechthin.

Das aber ist mit dem Ziel Schwarz-Grün kaum vereinbar, denn bei zahlreichen Unionsanhängern ist die Schmerzgrenze der „Vergrünung“ ihrer eigenen Partei unter Angela Merkel längst überschritten. Noch mehr davon dürfte hier kaum vermittelbar sein, zumal die ökonomischen Folgen jener Vergrünung (Erosion der Energiesicherheit, Niedergang der Autoindustrie etc.) erbarmungslos an die Oberfläche drängen.

Schnell also könnten die Grünen in die Zange geraten zwischen den selbst gerufenen Geistern der fanatischen Klima-Bewegung und dem Streben, als „bürgerliche“ Partei wahrgenommen zu werden, die für beide Schichten der arbeitenden Mittelschicht wählbar sein will und einen geeigneten Koalitionspartner der Union darstelle. Wenn diese Zange zuschnappt, wird es ernst.