05.05.2024

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30.10.20 / Kunstschändung in Berlin / Dunkler Fleck auf der Weste / Nach der Schädigung von Exponaten auf Museumsinsel – Das passiert nur, wenn man an Sicherheit spart

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44 vom 30. Oktober 2020

Kunstschändung in Berlin
Dunkler Fleck auf der Weste
Nach der Schädigung von Exponaten auf Museumsinsel – Das passiert nur, wenn man an Sicherheit spart
Harald Tews

63 Mal schlugen ein oder mehrere Täter zu. 63 Mal wurden Kunstgegenstände in vier Museen auf der Berliner Museumsinsel mit einer ölhaltigen Flüssigkeit beschmiert. 63 Kunstschändungen während der regulären Öffnungszeiten innerhalb eines Tages, ohne dass andere Besucher, Museumswärter oder Videoaufzeichnungen auch nur den geringsten Hinweis auf die Täterschaft erbringen konnten?

Viele Kunstliebhaber können nur den Kopf schütteln über das, was am Tag der Deutschen Einheit im Pergamonmuseum, dem Neuen Museum, der Alten Nationalgalerie und dem Pergamon-Panorama geschehen ist und die Museumsleitung aus „ermittlungstechnischen Gründen“ erst nach zwei Wochen der Öffentlichkeit bekannt gegeben hat. Vom „größten Kunstschaden seit dem Zweiten Weltkrieg“ ist bereits die Rede, nachdem Sarkophage, empfindliche Sandsteinskulpturen und Gemälde des 19. Jahrhunderts mit einer öligen und schlecht entfernbaren Flüssigkeit womöglich aus einer Wasserpistole bespritzt wurden.

Wer sich aber mit der deutschen Museumslandschaft, insbesondere derjenigen in den neuen Bundesländern, ein wenig auskennt, den wundert nichts mehr. Konnte auf der Museumsinsel nicht erst 2017 der Raub einer kiloschweren Goldmünze aus dem Bode Museum gelingen, das im östlichen Teil der früher geteilten Stadt liegt? Und konnten vergangenes Jahr nicht Diebe ins Grüne Gewölbe des Dresdner Residenzschlosses eindringen und kostbare Juwelen rauben, die hinter billigem Panzerglas lagen, das bereits nach wenigen Axthieben nachgab?

Viele Museen in Mitteldeutschland sind noch mit simplen Bewachungssystem ausgestattet, mit denen man sich in Sicherheit wiegt wie in Zeiten vor 1990. In den zum Verband Stiftung Preußischer Kulturbesitz gehörenden Museen auf der Museumsinsel kommt hinzu, dass auf eine umfassende Videoüberwachung der Räume aus Rücksicht auf die Museumsangestellten verzichtet worden sei, die sich sonst überwacht gefühlt hätten.

Dazu wird am Personal selbst gespart. Zum einen gibt es zu wenig Museumswärter, zum anderen greift man aus Kostengründen auf externe Sicherheitsleute zurück, die wie Söldner agieren und sich kaum mit dem Museum identifizieren. Dennoch bleibt diese Form der Gewalt nicht auf Berlin beschränkt. So sollen schon im Juli in Nordrhein-Westfalen im Kreismuseum Wewelsburg 50 Objekte mit einer ölhaltigen Flüssigkeit beschädigt worden sein. Ein Fleck auf der angeblich weißen Sicherheitsweste dieser Museen bleibt da allemal haften.