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30.10.20 / Vor 125 Jahren / Die Geburt der kommerziellen Filmvorführung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44 vom 30. Oktober 2020

Vor 125 Jahren
Die Geburt der kommerziellen Filmvorführung
Dagmar Jestrzemski

Am 1. November 1895 zeigten die Berliner Brüder Max und Emil Skladanowsky mit ihrem Projektor namens „Bioscop“ neun selbst gedrehte kurze Filme als Schlussnummer eines Varieté-Programms im Berliner Wintergarten. Es war die erste Vorführung bewegter Bilder auf einer Leinwand vor zahlendem Publikum. Bei den Streifen von einer Minute Länge handelte es sich um Variéte-Nummern mit Titeln wie „Das boxende Känguruh“ und „Komisches Reck“, die Max Skladanowsky mit seiner Kurbelkamera vor hellen oder dunklen Vorhängen aufgenommen hatte. Begleitet von der flotten Musik des Salonorchesters, löste die Darbietung im abgedunkelten Raum bei den Zuschauern Aufregung und Verblüffung aus. 

Trotzdem gilt nicht der 1. November 1895 als Geburtsstunde des Films, sondern der 28. Dezember 1895. An jenem Tag veranstalteten die Brüder Auguste und Louis Lumière im Keller eines Pariser Cafés mittels eines dem Bioscop technisch überlegenen Cinématographen eine Filmvorführung vor Publikum, die erste in Frankreich. Bereits ein gutes Dreivierteljahr zuvor, am 22. März, hatte eine erste geschlossene Vorführung mit dem Cinématographen stattgefunden, für den die Brüder Lumière ein Patent besaßen. Das von ihnen erfundene Gerät vereinte die Funktionen von Kamera, Kopierer und Projektor. Unter den Zuschauern saß am 28. Dezember 1895 auch Max Skladanowsky. Er musste einsehen, dass seine Kurbelkamera der Erfindung der Brüder Lumière hoffnungslos unterlegen war. Deren Filmtechnik sollte sich in den folgenden Jahren durchsetzen. 

Für den Greifermechanismus in ihrer Kamera verwendeten die Brüder Lumière den doppelseitig perforierten 35-mm-Rollfilm aus Zelluloid, den wenige Jahre zuvor der schottische Erfinder William Dickson eingeführt hatte. Dickson, Chefingenieur in den US-amerikanischen Laboratorien von Thomas Alva Edison in New Jersey, hatte 1891/92 mit seinem Kinetographen und dem Kinetoskop die ersten brauchbaren Geräte zur Aufnahme und Betrachtung bewegter Bilder geschaffen. Durch ein Guckloch im Kinetoskop konnte jeweils eine Person kurze Filmsequenzen betrachten. Das Gerät wurde 1893 auf der Weltausstellung in Chicago präsentiert. Am New Yorker Broadway wurde am 14. April 1894 ein erster Kinetoskop-Salon mit zehn dieser Schaukästen eröffnet.