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30.10.20 / Widerstand / Gedenkstätten für Dietrich Bonhoeffer / Neben einem Denkmal in Breslau und dem Ferienhaus Friedrichsbrunn erinnert auch ein Ort in Pommern an den Theologen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44 vom 30. Oktober 2020

Widerstand
Gedenkstätten für Dietrich Bonhoeffer
Neben einem Denkmal in Breslau und dem Ferienhaus Friedrichsbrunn erinnert auch ein Ort in Pommern an den Theologen
Brigitte Klesczewski

Inzwischen gibt es unzählige Gedenkstätten für Dietrich Bonhoeffer, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Polen und in weiteren Ländern. Es sind Orte der Erinnerung an einen Theologen, der aufgrund seiner aktiven Beteiligung am Widerstand gegen Hitler ermordet wurde. In diesem Artikel sollen nur die Gedenkstätten Erwähnung finden, die ich persönlich gesehen habe. Der Harz wird gern besucht. Über Stettin und Breslau beginnt oft eine Reise in die ehemaligen deutschen Ostgebiete, die heute zu Polen gehören.

In Breslau machte die Stadtführerin unsere Reisegruppe so nebenbei auf ein Denkmal für Dietrich Bonhoeffer aufmerksam. Man findet es hinter den am 4 Hektar großen Markt stehenden Hänsel- und Gretel- Häusern auf dem Platz der Elisabethkirche. Breslau war Dietrich Bonhoeffers Geburtsstadt. Hier kam er mit seiner Zwillingsschwester Sabine am 4. Februar 1906 zur Welt. 

Gedenken in Breslau

Das erschütternd anrührende Denkmal ist ein Bronzetorso, das der Bildhauer Karl Biedermann 1999 gestaltete und die Stadt Berlin der nun polnischen Stadt Breslau schenkte. Auf seinem Sockel steht: „Für Dietrich Bonhoeffer“. Vor dem Denkmal sieht man zwei Platten, auf denen in Deutsch und Polnisch zu lesen ist: „Dietrich Bonhoeffer wurde am 4. Februar 1906 in Breslau geboren. Evangelischer Pastor und Theologe, Mitglied des deutschen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus, Vorkämpfer der Ökumene und Märtyrer für den Christlichen Glauben. Ermordet im KZ-Lager Flossenbürg am 9. April 1945.“

In einem Brief vom 27. 3. 1944 (DBW 8, 308) schrieb Dietrich Bonhoeffer: „Die Überwindung des Sterbens liegt im Bereich menschlicher Möglichkeiten. Die Überwindung des Todes heißt Auferstehung.“

Ein Ferienhaus der Bonhoeffers wurde nach 1998 im Kur- und Wintersportort Friedrichsbrunn am Südhang des Rammberges, sechs Kilometer von Thale entfernt, zu einer Erinnerungsstätte für diese Familie, die zwei Söhne, Klaus und Dietrich, und zwei Schwiegersöhne, Hans von Dohnanyi und Rüdiger Schleicher, als Widerstandskämpfer gegen das Hitlerregime verloren hatte. Dietrichs Zwillingsschwester, Sabine Leibholz, hat dieses Ferienhaus in seinen unterschiedlichen Funktionen beschrieben: „Bis Anfang des 2. Weltkrieges besaß es weder elektrisches Licht noch eine Zentralheizung. Das tat dem Urlaubsziel keinen Abbruch, war Ort spielerischen Zusammenlebens, Haus für Geburtstags- und Familienfeste, Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen und Klettertouren, Studier- und Arbeitsort, aber auch Zufluchtsort, ein sicherer Schutz vor Bombenangriffen in Leipzig und Berlin.“ Dem Bruder Dietrich gelingt es hier, den Kopf für die Arbeit an seinen theologischen Aufsätzen frei zu bekommen.

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges lag das Ferienhaus in der Sowjetischen Zone und später auf dem Territorium der DDR. Es war das einzige Westgrundstück in Friedrichsbrunn, das nicht enteignet werden sollte, weil die Familie Bonhoeffer zu den Verfolgten des Naziregimes gehörte. Die Bonhoeffer-Erbengemeinschaft verkaufte jedoch ihr früheres Feriendomizil 1998 an Rüdiger Arndt. Um das Gedenken an diese Familie wachzuhalten, lud der neue Besitzer zu gelegentlichen Vorträgen und Gesprächen ein. Erst im Jahr 2008 erfolgten durch seinen Bruder, 

Dr. Arndt-Hennig, umfassende Umbau- und Renovierungsarbeiten. Der Kirchenkreis Halberstadt beteiligte sich an der Finanzierung durch Anmietung zweier Ausstellungsräume. Dieter Zehnpfund, ein früherer Nachbar der Bonhoeffers in Friedrichsbrunn und späterer Ortschronist, hat die Ausstellung „Die Familie Bonhoeffer und Friedrichsbrunn“ zusammengestellt. Sie wird in der Friedrichsbrunner Granitkirche, die seit 1996 Bonhoeffer-Kirche heißt, ergänzt unter dem Schwerpunkt: „Leben und Werk Dietrich Bonhoeffers“. Im Wintergarten des ehemaligen Ferienhauses lädt ein gut geführtes Café zum Verweilen ein.

In Finkenwalde, dem heutigen Zdroje, hat die evangelisch-lutherische Gemeinde von Stettin das Gelände des ehemaligen Gutshofes zu einer Gedenkstätte für Dietrich Bonhoeffer umgestaltet. Es gibt dort ein großes Holzkreuz, einen Gedenkstein und eine Hinweistafel.  Auf diesem Gelände, das heute einem Garten gleicht, hatte einmal das Herrenhaus des Gutes Kyows­thal gestanden. Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte es noch der Familie von Catte. In der nationalsozialistischen Zeit wurde das Gutshaus, in dem sich das Pädagogium Stieger befand, als Predigerseminar von der „Bekennenden Kirche“ benutzt. An ihm unterrichtete Pastor Dietrich Bonhoeffer von 1935 bis 1937. Das Finkenwalder Seminar wurde 1937 von der Gestapo geschlossen. Die Arbeit ging jedoch weiter in der Form von Sammelvikariaten im Raum von Köslin und Schlawe.

Begegnungen in Finkenwalde

In Finkenwalde begegnete Dietrich Bonhoeffer zum ersten Mal seiner späteren Verlobten Maria von Wedemeyer. Sie kam mit ihrer Großmutter Ruth von Kleist-Retzow während ihrer Schulzeit in Stettin, begleitet von ihren Cousins und Cousinen, zum Gottesdienst nach Finkenwalde. Jane Pejsa beschreibt es ausführlich in ihrem Buch: „Mit dem Mut einer Frau. Ruth von Kleist-Retzow, Matriachin im Widerstand“. 

Zwischen ihr und dem Theologen entwickelte sich eine tiefe Freundschaft. Dietrich Bonhoeffer weilte oft während seiner Arbeit in den Sammelvikariaten auf ihren Gütern in Kieckow und Klein Krössin im Kreis Belgard.

Info Heute gibt es von der Internationalen Bonhoeffer-Gesellschaft, Sektion Bundesrepublik Deutschland, in der Koetschaustraße 14, 40474 Düsseldorf auch eine Stiftung in Stettin/Szczecin. Diese Adresse lautet: Internationales Studien- und Begegnungszentrum Stettin, Szczecin, Piotra Skargi 32, 71-422 Szczecin, Polen