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30.10.20 / Monika Maron / Essays, denen der Rauswurf folgte / Von Sprache, Landschaft und den Errungenschaften der Aufklärung – in der Reihe EXIL liegt ein facettenreicher Band vor

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44 vom 30. Oktober 2020

Monika Maron
Essays, denen der Rauswurf folgte
Von Sprache, Landschaft und den Errungenschaften der Aufklärung – in der Reihe EXIL liegt ein facettenreicher Band vor
Erik lommatzsch

Die „Essays aus drei Jahrzehnten“ haben den S. Fischer Verlag veranlasst, sich von der Autorin Monika Maron zu trennen. Veröffentlicht wurde der Band in der Reihe EXIL, welche in der „edition buchhaus loschwitz“ erscheint. S. Fischer stört sich an den Vertriebswegen. Der Inhalt – der sollte das eigentliche Interesse darstellen – bleibt bei der Angelegenheit völlig außen vor. Eine „Qualitätskontrolle“ haben die hier versammelten Texte schon bestanden. Sie wurden bereits veröffentlicht, etwa in der „Frankfurter Allgemeinen“, im „Spiegel“ oder der „Neuen Zürcher Zeitung“. Aus gutem Grund erfahren sie einen Wiederabdruck, zeigen sie doch Maron in Bestform. Poetisch, witzig-ironisch, auf knappem Raum klar konturiert und bei der Sicht auf die gegenwärtigen Zustände ihrer eigenen Wahrnehmung vertrauend. 

Im Text, dessen Titel für den Gesamtband ausgewählt wurde, schreibt sie über „krumme Gestalten“ und den Wind, „der an kalten Tagen wie eine bissige Hundemeute über die Leute herfällt“. Über die Gegend im äußersten Südwesten Vorpommerns, die ihr neben Berlin zur zweiten Heimat geworden ist, sagt sie, das „ist die Landschaft, die mir vom Leben zum Lieben zugeteilt wurde“. Um Sprache und deren Grenzen geht es, um Empfindungen und die Unmöglichkeit, sie auszudrücken, um „Herzgedanken“. Maron lässt uns an ihrer intensiven, wenn auch durch Kakerlaken leicht getrübten ersten New-York-Erfahrung teilhaben, am Leben mit Hunden und deren Unerziehbarkeit und daran, wie sie einen Ulmer über die Mentalität der Berliner belehrt: „Jede Meckerei ist ein getarntes Gesprächsangebot.“ 

Wahrheitssuche im Streit der Meinungen habe die Freundschaft von Gotthold Ephraim Lessing und Moses Mendelssohn geprägt. Maron unterstreicht, dass wir nun „wieder mit einer Religion konfrontiert sind, der die große Errungenschaft der Aufklärung, die Trennung von Staat und Kirche, fremd ist“. Dem widersinnigen Vorwurfe der „Islamophobie“ sieht sie sich gegenüber. Sie beobachtet, dass das ihr aus der DDR bekannte „gallige Gelächter“ zurückkehrt. Einem „demütigenden Gefühl der Ohnmacht“ entspringe es angesichts dessen, was passiert: „genderisierte Sprachverstümmelung“, Windräder, die den Energiebedarf nicht decken, Einwanderer, „von denen man weiß, dass sie nicht bleiben dürften, man sie aber auch nicht wieder außer Landes bringen kann.“ 

Es ist zu hoffen, dass der medial breit wahrgenommene Rauswurf Marons durch S. Fischer dazu beiträgt, dass dieser EXIL-Band viele Leser findet. 

Monika Maron: „Krumme Gestalten, vom Wind gebissen. Essays aus drei Jahrzehnten“, Reihe EXIL, edition buchhaus loschwitz, Dresden 2020, broschiert, 112 Seiten, 17 Euro