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06.11.20 / krim / Graben zur Ukraine wird tiefer / Kiew kappte die Versorgung der Halbinsel über den Nord-Krim-Kanal – Keine Hoffnung auf Einigung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45 vom 06. November 2020

krim
Graben zur Ukraine wird tiefer
Kiew kappte die Versorgung der Halbinsel über den Nord-Krim-Kanal – Keine Hoffnung auf Einigung
Manuela Rosenthal-Kappi

Seit dem Anschluss der Krim an Russland 2014 ist die Halbinsel nicht nur politisch von der Ukraine abgetrennt, sondern auch versorgungstechnisch. Das hat vor allem Auswirkungen auf die Wasserversorgung. Früher wurde die Krim über den knapp 403 Kilometer langen Nord-Krim-Kanal mit Wasser versorgt, der vom Fluss Dnjepr quer über den nördlichen Teil der Krim bis zur Meerenge bei Kertsch im Osten führt. Über den Kanal wurden 85 Prozent des Wasserbedarfs der Krim gedeckt. Kiew schloss den Kanal im Frühjahr 2014, wohl in der Hoffnung, den Beitritt der Krim zu Russland durch dieses Druckmittel noch zu verhindern. 

Faktisch hat die Ukraine damit die Krim jedoch weiter in die Arme Russlands getrieben. Der moskautreue Ministerpräsident der Krim, Sergej Aksjonow, sagte, dass man nicht mehr auf eine Einigung mit der Regierung in Kiew hoffe, sondern die Versorgung aus eigener Kraft aufrechterhalte. 

Das gestaltet sich schwierig, da die vorhandenen Reservebecken wegen ausbleibender Niederschläge austrocknen und unterirdische Speicher nicht ausreichen. Seit 2019 hält der Wassermangel auf der Krim bereits an. In den Netzen von Simferopol fehlen 50 Prozent des Wasserbedarfs, in Sewastopol sind es 40 Prozent und in einigen Orten sogar bis zu 80 Prozent.

Russlands Ministerpräsident Michail Mischustin versprach neben weiteren Projekten den Bau einer Meerwasserentsalzungsanlage, der zirka zwei Jahre dauern soll. Das Projekt werde rund elf Millionen Euro kosten und die Republik Krim mit 40.000 Kubikmetern Wasser pro Tag beliefern. Insgesamt will Moskau umgerechnet 560 Millionen Euro in die Wasserversorgung der Krim investieren und die Kapazität auf 310.000 Kubikmeter Wasser täglich erhöhen.

Ob Krim, Korruption oder der anhaltender Konflikt im Donbass – für keines der Probleme fand die Kiewer Regierung bislang eine Lösung. Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij bekommt die Enttäuschung der Bürger immer deutlicher zu spüren. Zuletzt musste seine Partei „Diener des Volkes“ bei den Kommunal- und Regionalwahlen, die als Stimmungstest gelten, derbe Rückschläge einstecken: In keiner der ukrainischen Großstädte konnte sie den Bürgermeisterposten gewinnen. Seit einer Reform seines Vorgängers Petro Poroschenko haben die Stimmen der Bürgermeister mehr Gewicht. In vielen Städten siegten Kandidaten der örtlichen Elite. Die Wahlbeteiligung lag nur bei 37 Prozent.