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06.11.20 / Umweltschutz / Widerstand gegen Pipeline für US-Flüssiggas / 55 Kilometer lange Leitung von Brunsbüttel nach Hetlingen in der Haseldorfer Marsch geplant

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45 vom 06. November 2020

Umweltschutz
Widerstand gegen Pipeline für US-Flüssiggas
55 Kilometer lange Leitung von Brunsbüttel nach Hetlingen in der Haseldorfer Marsch geplant
Dagmar Jestrzemski

Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist der Aufbau einer Infrastruktur für  Flüssigerdgas (LNG, Liquefied Natural Gas) vorgesehen. Für das Vorhaben wurde der notwendige gesetzliche Rahmen durch eine Änderung der Gasnetzzugangsverordnung geschaffen. 

Zur Verflüssigung wird das gereinigte Erdgas auf Tieftemperaturen von etwa minus 162 Grad Celsius heruntergekühlt. In diesem Zustand weist das Gas nur 1/600 des Volumens der gasförmigen Substanz auf und kann mit Tankschiffen und Lastkraftwagen transportiert werden. LNG dient als Treibstoff für Schiffe und schwere Laster, als Energieträger in der Industrie oder wird, erneut in gasförmigem Zustand, ins allgemeine Gasnetz eingespeist. 

In Brunsbüttel an der Elbmündung und am Nordostseekanal soll nach derzeitiger Planung ab 2022 ein LNG-Terminal gebaut werden. Ein weiteres Terminal ist für Wilhelmshaven geplant. Beide Vorhaben stehen offenkundig im Zusammenhang mit einer Zusage des damaligen EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker an US-Präsident Donald Trump. Dieser hatte 2018 von der EU gefordert, den Import von Flüssiggas aus den USA erheblich zu steigern. Der größte Gasproduzent der Welt ist dringend auf den Absatz seines gigantischen Gasüberschusses angewiesen.

Um die in Brunsbüttel ankommenden Kapazitäten transportieren zu können, plant das Erdgastransportunternehmen Gasunie Deutschland eine 55 Kilometer lange Pipeline von Brunsbüttel nach Hetlingen, ein Dorf in der Haseldorfer Marsch an der Niederelbe. Dort soll die Leitung an das bereits bestehende Gasunie-Erdgas-Transportnetz in Richtung Hamburg, Schleswig-Holstein und Skandinavien angeschlossen werden. Baugrunduntersuchungen fanden bereits statt. Anfang 2021 will Gasunie den Planfeststellungsantrag einreichen. 

„Politisch motivierte Investitionen“ 

Vor Ort formiert sich jedoch heftiger Widerstand. Am 22. Oktober fand eine digitale Informationsveranstaltung der „Arbeitsgemeinschaft Umweltschutz Haseldorfer Marsch“ statt, an der unter anderem Vertreter der Deutschen Umwelthilfe teilnahmen. Kritisiert wurde der Trassenbau durch ein ökologisch sensibles Gebiet. Es handle sich um einen erheblichen Eingriff in das Planungsrecht der Gemeinden und das Eigentumsrecht der Bürger. Hetlingen werde zum „Nabel politisch motivierter Investitionen“. Allein in diesem Jahr investierte das Land Schleswig-Holstein bereits drei Millionen Euro in das Projekt.

Erdgas wird als fossiler Energieträger von den Umweltschutzverbänden generell abgelehnt. Hinzu kommt, dass Erdgas aus den USA überwiegend im Bundesstaat Louisiana mit der umstrittenen Fracking-Methode unter Einsatz von Chemikalien gewonnen wird. Dadurch kann es zur Verunreinigung des Grundwassers kommen.