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06.11.20 / Kommentare / Auffälliges Schweigen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45 vom 06. November 2020

Kommentare
Auffälliges Schweigen
Harald Tews

Den islamisch motivierten Morden in Wien und in Frankreich folgte ein massiver Aufschrei von Wut und Empörung aus allen Lagern. Fast vergessen ist dabei, dass erst vor Kurzem in Dresden die Messerattacke eines IS-Anhängers tödlich endete – der vor allem ein peinliches Schweigen folgte (siehe Seite 4).

Nachdem die Polizei zwei Wochen nach der Tat den Fall aufklärte, kam es zu keinen Protestmärschen gegen islamische Gewalt, gab es keine Solidaritätsbekundungen für die Opfer und forderten Politiker nicht – wie Macron in Frankreich – die Abschiebung von Asylsuchern, die sich radikalisiert haben. Dass hierzulande kein großes Aufsehen um den Dresdner Mord gemacht wird, hat auch mit der AfD zu tun: Die etablierte Politik duckt sich aus Angst davor, um nicht noch mehr Wähler wegen einer verfehlten Asylpolitik an die „Alternative“ zu verlieren.

Doch es regt sich Widerstand von unerwarteter Seite: Die FDP schrieb einen offenen Brief an Kanzlerin Merkel, in dem sie Kritik daran äußerte, dass das Attentat als „Touristenmord“ verklausuliert worden sei. Kaum jemand sei erschüttert darüber, dass der Anschlag, bei dem ein Mann verletzt und sein Partner getötet wurde, einen homophoben Hintergrund habe. Der Mord sei ein „Anschlag auf die LSBTI-Community“, doch die Kanzlerin schweige dazu.

Und so fragte jetzt auch Seyran Ates, Geschäftsführerin der Berliner Ibn-Rushd-Goethe-Moschee: „Wo sind die queerpolitischen Sprecher der linken Parteien und der CDU, warum seid ihr so leise?“ Selbst der linke „Spiegel“-Kolumnist Sascha Lobo gibt zu: „Die deutsche Linke – und auch die Liberalen und Bürgerlichen – haben zweifellos versäumt, eine nichtrassistische Islamismuskritik zu entwickeln.“

Soll heißen: Anders als bei rechtsextremen Morden schaut man bei islamischer Gewalt lieber weg, anstatt für Toleranz und die freiheitlichen Grundrechte auch für gleichgeschlechtliche Paare einzutreten. Das große Schweigen der Politik nach der Tat von Dresden ist ein Armutszeugnis unserer Demokratie.