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06.11.20 / Filmfest / Kultur im Winterschlaf / Corona macht es möglich – Kinofestival findet komplett zu Hause statt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45 vom 06. November 2020

Filmfest
Kultur im Winterschlaf
Corona macht es möglich – Kinofestival findet komplett zu Hause statt

Kaum begann sich das zarte Pflänzchen Kultur vom ersten Lockdown im Frühjahr langsam wieder zu erholen, muss es gleich wieder in den Winterschlaf. Seit dem 2. November sind landesweit sämtliche Museen, Theater, Konzertsäle und Kinos vorübergehend wieder geschlossen. 

Dort, wo es geht, behilft man sich mit digitalen Angeboten. Das ersetzt zwar nicht das Live-Erlebnis, hilft aber, die Kultur-Abstinenz einigermaßen zu überwinden. Bei den sogenannten Streams, mittels derer Kulturangebote über das Internet auf den heimischen Computermonitor, das Tablet oder Smartphone übertragen werden, verdienen die Künstler kaum etwas. Im Gegenteil, man zahlt meistens noch drauf. Daher können sich das in aller Regel nur solche Institutionen wie Museen, Theater oder Konzerthäuser erlauben, die von staatlichen Förderungen leben.

Die Kinoliebhaber blicken dabei oft in die Röhre, denn abgesehen von Kommunalen Kinos sind die Filmtheater fast ausschließlich rein privatwirtschaftlich finanziert. Sollte die Corona-bedingte Zwangsschließung länger andauern, sieht deren Zukunft alles andere als rosig aus.

Immerhin gibt es einen Lichtblick am Horizont, der aus dem Norden kommt. Bis Sonntag sollen die 62. Nordischen Filmtage Lübeck stattfinden – natürlich nur in digitaler Form per Internetstream. „Eine vollständige Absage des Festivals kam überhaupt nicht in Frage“, bekräftigte Silke Lehmann, Pressesprecherin der Filmtage, „da die Menschen jetzt wieder mehr Zeit zu Hause verbringen, haben wir dafür mit unserem neuen Online-Programm viele spannende Filme anzubieten.“

Mit sieben Euro ist man dabei

Im Jahr 2019 wurden die Filme, die schwerpunktmäßig aus den skandinavischen, baltischen Staaten und dem deutschen Ostseeraum kommen, noch 36.000 Mal besucht. In diesem Jahr werden exakt Null Besucher in die Festivalkinos kommen. Damit brechen entsprechende Einnahmen weg. Da die Filmtage vom Land Schleswig-Holstein und der Stadt Lübeck unterstützt werden, lässt sich das verschmerzen. Jetzt hofft man, dass genug Kinoliebhaber das kostenpflichtige Streamingangebot nutzen, um die finanziellen Verluste in Grenzen zu halten. 

Zum Preis von sieben Euro pro Film lässt sich über die Streamingplattform Culturebase ein Festivalbeitrag ausleihen, den sich der Nutzer dann innerhalb von 24 Stunden online ansehen kann. Wer genügend Zeit (und Geld) hat, kann sich knapp 150 Filme ansehen. Die meisten davon sind TV-Serien, Dokumentationen oder Jugendfilme. Von den 16 Spielfilmen des Festivalprogramms sind zehn deutsche Premieren, zwei internationale Premieren, und eine Europremiere ist dabei. 

Der Film, der vielleicht am meisten digital ausgeliehen wird, dürfte die ursprünglich als Eröffnungsfilm des Festivals geplante Deutschlandpremiere des dänischen Streifens „Unser Mann in Amerika“ von Christina Rosendahl sein. Inspiriert von wahren Begebenheiten erzählt der Film die Geschichte des Diplomaten Henrik Kauffmann, gespielt vom dänischen Schauspiel-Star Ulrich Thomsen (unter anderem bekannt aus „James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug“). Er kämpft als dänischer Botschafter in den USA zur Zeit der deutschen Besatzung in den 40er Jahren um die Freiheit und Unabhängigkeit seines Landes.

Grundsätzlich bleibt die Frage nach dem Sinn eines digitalen Filmfests. Ein Festival funktioniert wie eine Messe, auf der man Kontakte knüpfen kann und auf der Kinoverleiher und -betreiber sich über neue Filme informieren können. In Corona-Zeiten ist besonders für Verleiher die Planung, neue Filme ins Angebot zu nehmen, fast unmöglich geworden. Da man nie weiß, wann Kinos mit genügend Publikum öffnen dürfen, gleichen Kinostarttermine einem Lotteriespiel. 

Ein Trend lässt sich schon ablesen: Corona wird die Online-Angebote von Kinofilmen befördern und damit das Kinosterben beschleunigen.gub/tws

Kartenerwerb für Online-Screenings Um das Angebot nutzen zu können, muss man sich mit einer Mailadresse und einem Passwort ein Benutzerkonto bei Culturbase anlegen. Zum Portal wird man über www.nordische-filmtage.de geleitet. Direkt zum Programm gelangt man über: https://nordische-filmtage.culturebase.org. Das Streaming ist nur in Deutschland verfügbar, bezahlt wird per Kreditkarte oder Paypal.