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06.11.20 / Corona-Pandemie / Memel unter Quarantäne / Erstmals seit Beginn des Seuchenausbruchs: Große Teile Litauens wurden zum Risikogebiet erklärt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45 vom 06. November 2020

Corona-Pandemie
Memel unter Quarantäne
Erstmals seit Beginn des Seuchenausbruchs: Große Teile Litauens wurden zum Risikogebiet erklärt
Bodo Bost

In den baltischen Staaten ist die Corona-Pandemie erst mit der zweiten Welle im September richtig angekommen. Erstmals wurden in der Republik Litauen Ende Oktober mit einem rasanten Anstieg der Infektionszahlen die Bezirke Kaunas, Memel, Marijanpolé und Wilna als Risikogebiete eingestuft. Die Stadt und der Landkreis Memel gehören seitdem zur roten Hochrisikozone mit um die 150 Infektionen pro Tag, das entspricht einem Wert von 210 pro 100.000 Einwohner.

Mundschutz auch auf der Straße

Um die Ausbreitung von Covid-19 zu kontrollieren, ist seit vorletztem Mittwoch im gesamten Memelland ein Quarantäneregime in Kraft. Alle Personen über sechs Jahren müssen auch auf der Straße eine Maske tragen. Es muss mit Einschränkungen beim Zugang zu Kultur-, Freizeit-, Unterhaltungs- und Sporteinrichtungen gerechnet werden, Schulen und Arbeitsstätten bleiben vorerst geöffnet. Die Grenzen zu Weißrussland und dem Königsberger Gebiet sind bereits seit dem 3. April für Privatpersonen geschlossen. 

Nachdem Litauen einen weiteren neuen Rekord und die Zahl der Coronavirus-Fälle pro Tag 1000 erreicht hatte, verkünddete Raimundas Grigaliunas, der Leiter der Gesundheitsamtes in Memel, dass die Stadt bereits den litauischen Durchschnitt überschritten habe. Corona-Stationen gibt es im Landkreis Memel laut Epidemiologen im staatlichen Krankenhaus, im Polanger-Rehabilitationskrankenhaus, im Universitätskrankenhaus, im Krankenhaus von Heydekrug und in der litauischen Vereinigung für die Versorgung von Menschen mit geistigen Behinderungen „Klaipedos Viltis“. „Die Situation in Memel ist ziemlich kompliziert, da die Zahl der Patienten wächst. Insgesamt haben wir jetzt 52 Patienten mit dem Coronavirus“, sagte der Leiter des Universitätsklinikums, Vinsas Janušonis. Laut dem Chefarzt hat das Universitätsklinikum die Möglichkeit, etwa 150 bis 160 Patienten aufzunehmen. In der Hafenstadt gibt es fast 40 Corona-Hotspots. Es handelt sich vor allem um Lehr-, Bildungs-, und Kinderbetreuungseinrichtungen, das Gymnasium „Vytautas Magnus“, den Schulkindergarten „Saulute“, das Progymnasium „Simonas Dachas“ und den Kindergarten „Beržyde“. 

Im städtischen Krankenhaus wurden neun Corona-Fälle bestätigt, sowohl unter den Angestellten als auch unter dem Patienten. Ein weiterer Schwerpunkt waren Mitarbeiter der Maxima-Einzelhandelskette. Außerdem wurden im Landkreis Memel Fälle von Covid-19-Infektionen registriert, die mit Ausbrüchen in der Gemeindeverwaltung von Heydekrug zusammenhängen. Ebenfalls im Landkreis Memel wurden Corona-Fälle in folgenden Unternehmen registriert: West Baltic Werft, Litauische Eisenbahnen, Klaipedos Baldai und Western Cargo.

Dadurch, dass der benachbarte Kreis Polangen mit seinen vielen Seebädern keine rote Zone ist, sondern noch gelb, hat sich dort in den schönen Herbsttagen ein wahrer Urlauberboom eingestellt, während in Memel und auf der Nehrung viele der großen Hotels fast leer stehen. 

Touristenboom in Polangen

Ein weiterer Grund hierfür war auch die Absage des sehr populären Kürbisfestivals von Memel im Oktober. Aber dies dürfte nur ein vorübergehender Effekt sein. Auch aus dem benachbarten lettischen Libau, ebenfalls rote Zone, zieht es jetzt viele Tagesausflügler nach Polangen. Bald wird auch Polangen zur roten Zone erklärt werden, und es droht bei weiter steigenden Zahlen ein neuer Lockdown im ganzen Land wie im März. Damals reichten drei Infektionen, um das ganze Land lahmzulegen. Jetzt zählt Litauen 15.000 Infektionen und bereits 165 Corona-Tote.