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13.11.20 / „Querdenken“-Demonstration / „Maskenlos durch die Stadt …“ in Leipzig / Die Eindrücke vor Ort unterscheiden sich grundsätzlich von der Darstellung der meisten Medien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46 vom 13. November 2020

„Querdenken“-Demonstration
„Maskenlos durch die Stadt …“ in Leipzig
Die Eindrücke vor Ort unterscheiden sich grundsätzlich von der Darstellung der meisten Medien
Erik Lommatzsch

Am vergangenen Sonnabend bot sich dem Beobachter der „Querdenken“-Proteste in der Leipziger Innenstadt folgendes Bild: Eine Demonstration, in der so ziemlich alle Generationen vertreten waren, vom Habitus bürgerlich bis links-alternativ, bestimmt nicht regierungsfreundlich, aber friedlich. Auch mehrere Pfarrer waren dabei sowie ehemalige DDR-Oppositionelle, welche die Gefängnisse der zweiten deutschen Diktatur kennengelernt haben. Vor allem aber war die Zusammenkunft groß. Die kursierenden Angaben von 20.000 offiziell gezählten Teilnehmern wurden vereinzelt auf 45.000 hochkorrigiert. Da die Demonstration am historischen Ort der friedlichen Revolution von 1989 stattfand, kann man die diesbezüglichen Zahlen als Vergleich heranziehen. Auch wenn bei der „Querdenken“-Veranstaltung Abstände in Rechnung zu stellen sind – es waren deutlich mehr als 45.000 Teilnehmer. 

Eigentlich hatte die Stadt den Protest kurzfristig auf die Neue Messe, vor die Tore der Stadt, verlegt. Dort wäre die öffentliche Aufmerksamkeit wesentlich geringer gewesen. Wenige Stunden vor Beginn entschied das Oberverwaltungsgericht Bautzen zugunsten einer Beschwerde der Veranstalter. Die Kundgebung konnte, wie geplant, auf dem zentral gelegenen Augustusplatz stattfinden, der bei Weitem nicht ausreichte, die Teilnehmer in der genehmigten, eine allzu große Nähe vermeidenden Form zu fassen.

„Corona-Leugner“ waren nicht sichtbar. „Verschwörungstheoretiker“ musste man, selbst bei weitester Auslegung des Begriffs, lange suchen. Auch die Träger von schwarz-weiß-roten Flaggen des Kaiserreichs machten sich äußerst rar. Vorherrschend waren Luftballons, Schwarz-Rot-Gold, die Fahnen deutscher Bundesländer und die per Plakat kundgetane Ablehnung der freiheitsbeschränkenden, teils klar verfassungswidrigen und mit der ursprünglichen Begründung – dem Infektionsschutz – in keiner Beziehung mehr stehenden Maßnahmen, die – im Zuge des zweiten Lockdowns noch verstärkt – von der Regierung verordnet wurden und werden. Verbal lautstarker, aber großflächig gewaltfreier Widerstand. Angereist waren die Teilnehmer aus ganz Deutschland, etwa aus Zwickau, aus Aschaffenburg, aus Moers oder der Gegend von Frankfurt an der Oder. 

Abbruch nach zweieinhalb Stunden 

Die Veranstalter drängten immer wieder auf die Einhaltung der Vorschriften. Die Redebeiträge stärkten das Bewusstsein für die Situation. Absurditäten und durch die „Corona-Regelungen“ hervorgerufene Schäden wurden angeprangert. Das Lied des zwölfjährigen Paul gegen das Maskentragen erfuhr begeisterte Aufnahme. Der ehemalige Nationalspieler Thomas Berthold fragte, wo die ganzen – aus dem Stadion ausgesperrten – Fans seien, ohne sie sei Fußball nichts.

Im Gänsemarsch zog eine Gruppe mit Transparenten durch die Menge. Abgebildet waren die „Corona-Mächtigen“ der Regierung und Berater wie Christian Drosten, alle in Sträflingskleidung und mit der Aufschrift „Schuldig“. Der Veranstalter musste darauf hinweisen, dass dies ein nicht genehmigter „Aufmarsch“ sei und bat um Vereinzelung. Eine Demonstrationsauflage, die niemand nachvollziehen konnte. Ebenso, warum die Kundgebung nach über zweieinhalb Stunden, kurz vor dem Ende, behördlich abgebrochen wurde, mit der Begründung, man habe sich nicht an die Vorgaben gehalten. Das war von Anfang an nur bedingt der Fall. Die Maske, die bei den Demonstranten als Symbol dessen empfunden wird, wogegen sie aufstehen, trugen nur die Wenigsten.

Der Abbruch provozierte Verbotenes. Der ausdrücklich untersagte Demonstrationszug formierte sich spontan und führte zum Teil über den legendären Leipziger Ring. Viele trugen Kerzen, Familien waren dabei. Gerufen wurde immer wieder „Frieden“, „Freiheit“ und „Keine Diktatur“. Ein Helene-Fischer-Schlagertitel erfuhr eine entsprechende Abwandlung: „Maskenlos durch die Stadt …“ Als der Zug durch eine Innenstadtstraße führte, wo ein – mit den Protesten nicht in Zusammenhang stehender – Feuerwehreinsatz stattfand, stellten sich jugendliche Demonstranten als Absperrung auf, um die Menge am Wirkungsbereich der Rettungskräfte vorbeizuleiten.

Derartige Szenen und vieles andere scheinen den meisten über die „Querdenken“-Demonstration berichtenden Medien entgangen zu sein. Gesucht – und bei der großen Teilnehmerzahl naheliegenderweise gefunden – wurden unangenehme Randerscheinungen, präsentiert als pars pro toto. Zudem gab es über zwei Dutzend parallel angemeldete Demonstrationen, auch linksradikaler Couleur. Man eiferte lieber danach, deren Agieren suggestiv in Zusammenhang mit den gewaltfreien Demonstranten zu bringen, anstatt zu fragen, warum so viele Menschen dem Protest-Aufruf der „Querdenker“ folgten.