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13.11.20 / „Gender- und Diversity-Management“ / Die wahre Diskriminierung in der Arbeitswelt / Stärker als Hautfarbe, Geschlecht oder sexuelle Orientierung führt das Alter zu Benachteiligungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46 vom 13. November 2020

„Gender- und Diversity-Management“
Die wahre Diskriminierung in der Arbeitswelt
Stärker als Hautfarbe, Geschlecht oder sexuelle Orientierung führt das Alter zu Benachteiligungen
Norman Hanert

Während immer mehr Unternehmen in ihrer Personalpolitik „Gender- und Diversity-Management“ aufgreifen, wird inzwischen auch über die Schattenseiten des Diversity-Trends geredet. Die deutsche „Wirtschaftswoche“ wies etwa kürzlich darauf hin, dass „derzeit alle Welt über Diversity spricht“. Da gehe es dann um Hautfarbe, Geschlecht oder sexuelle Orientierung, fast nie aber um den Umgang mit älteren Mitarbeitern in den Unternehmen. Dabei haben bei einer Umfrage im Auftrag der Handelsblatt Media Group unter 3400 Fach- und Führungskräften mehr als zwei Drittel der Befragten angegeben, selbst eine Diskriminierung aufgrund ihres Alters erlebt zu haben. Lediglich fünf Prozent berichteten demgegenüber, aufgrund ihrer Sexualität Nachteile erlitten zu haben. Die „Wirtschaftswoche“ zog aus den Zahlen den Schluss, dass Altersdiskriminierung „der vielleicht größte, auf jeden Fall aber wohl der am meisten unterschätzte Ungerechtigkeitsfaktor in der deutschen Wirtschaft“ sei.

Entlarvende Umfrage

Der Schweizer Finanzblog „Inside Paradeplatz“ hat schon mehrmals das Thema „Diversity“ bei den eidgenössischen Banken und Versicherungen aufgegriffen. Zu den Finanzmultis, die erklärtermaßen „unabhängig von sexueller Orientierung, Gender-Identität, Gender-Ausdruck oder anderen Aspekten von Diversität“ Talente anziehen und halten wollen, gehört die Rückversicherungsgesellschaft Swiss Re. Aus Sicht von „Inside Paradeplatz“ gibt es beim Diversity-Management einen blinden Fleck: „Weniger zu reden geben die 50+ der Swiss Re, die ihren Job verlieren, nachdem sie junge Inder eingearbeitet haben. Sie landen im Rahmen eines großen Auslagerungsprogramms von Backoffice-Arbeiten nach Bangalore auf der Straße – und danach oft auf dem Arbeitsamt.“ 

Junge Inder statt älterer Mitarbeiter

Der Finanzblog warf zudem die Frage auf, ob „die Chefs der Schweizer Finanzmultis mit ihrer Daueroffensive rund um Geschlechter und Minderheiten von weniger Erspriesslichem ablenken wollen; dem, was im Geschäft läuft. Dort sieht es teilweise zappenduster aus.“ Boeing ist zwar kein Schweizer Finanzmulti, sondern ein US-amerikanischer Flugzeugbauer, doch auch bei diesem drängt sich der Verdacht auf, dass das Engagement für mehr „Vielfalt“ im Personalmanagement den Blick auf langfristige und sogar existenzbedrohende Fehlentwicklungen verstellt hat. Aus Sicht des ehemaligen Boeing-Ingenieurs Josh Bersin war nach der Fusion mit dem kleineren Konkurrenten McDonnell Douglas im Jahr 1997 zu beobachten, dass die jahrzehntelang bei Boeing gepflegte „Ingenieurs-Kultur“ vernachlässigt wurde und sich stattdessen der stark auf Gewinn fokussierte Managementstil des geschluckten Konkurrenten ausbreitete.