29.03.2024

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13.11.20 / „Mayflower“ / Die Pilgrims prägten die heutigen USA

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46 vom 13. November 2020

„Mayflower“
Die Pilgrims prägten die heutigen USA
Wolfgang Kaufmann

Der 21. November 1620 war ein wichtiger Markstein in der Vorgeschichte der Vereinigten Staaten von Amerika. Was damals geschah, prägt die USA noch heute. An jenem denkwürdigen Tag erreichte der aus dem englischen Plymouth kommende Dreimaster „Mayflower“ den Naturhafen von Provincetown auf der Halbinsel Cape Cod im Südosten des heutigen US-Bundesstaates Massachusetts. 

Bei den rund 100 Passagieren des Segelschiffs, die dort an Land gingen und später als „Pilgrim Fathers“ oder nur „Pilgrims“ bezeichnet wurden, handelte es sich vielfach um sogenannte Separatisten. Das waren Anhänger einer radikalen – man könnte auch sagen fundamentalistischen – Strömung innerhalb des englischen Puritanismus, die der Church of England, der englischen Staatskirche mit dem weltlichen Herrscher an der Spitze, den Rücken gekehrt hatten. Eine zentralistisch und hierarchisch geführte Amtskirche lehnten sie ab. Sie erstrebten vielmehr die Selbstverwaltung der kirchlichen Gemeinden. Dem Episkopalismus stellten sie den Kongregationalismus entgegen. 

Von der von den Kongregationalisten angestrebten Selbstverwaltung der kirchlichen Gemeinde ist es nur ein kleiner Schritt zu der für die Vereinigten Staaten so typischen Selbstverwaltung der politischen Gemeinde. Der Föderalismus und das Fehlen einer Staatskirche, die für die USA so charakteristisch sind, kommen also nicht von ungefähr.

In kirchlicher Selbstverwaltung geübt, vereinbarten 41 der Kongregationalisten noch bevor sie das Schiff in Provincetown verließen eine Satzung für ihre geplante Niederlassung. Mit dem sogenannten Mayflower-Vertrag etablierten sie eine „selbstregierende Gemeinschaft“, deren Mitglieder alle denselben „gerechten Gesetzen“ unterstehen sollten. Damit schufen die Pilgerväter den Ursprungsmythos der USA, nach dem rechtschaffene Männer den Grundstein für eine tatkräftige, unerschrockene, gottesfürchtige und freiheitsliebende Nation gelegt hätten. 

Deshalb versuchen viele Amerikaner von heute, ihre Abstammung auf einen der Passagiere der „Mayflower“ zurückzuführen, um damit quasi zum Uradel der Vereinigten Staaten zu gehören. Und nicht wenige derer, denen dabei kein Erfolg vergönnt ist, sind wenigstens bestrebt, den ethisch-moralischen Idealen der Pilgerväter zu folgen. Das zeigt sich unter anderem in dem Drang nach einer perfekten Lebensführung sowie dem Glauben, zu Höherem berufen zu sein. Und wie die auf Cape Cod gelandeten Puritaner leben US-Bürger auch heute noch gerne nach der Devise: Misstraue der Obrigkeit und nimm die Dinge selbst in die Hand.