Heiligenbeil
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Nachruf Günter Neumann-Holbeck, Kirchspiel Balga
Wenige Monate vor Vollendung des 90. Lebensjahres verstarb am 18. Oktober 2020 in Hamburg Landsmann Günter Neumann-Holbeck.
Er wurde am 27. Februar 1931 in Königsberg geboren. Die Provinzhauptstadt war auch bis zur Flucht 1945 sein Wohnort. Sein Vater und Generationen der Linie der Neumann waren immer Königsberger Bürger, während seine Mutter Lisbeth, eine geborene Behnert, aus dem Kreis Heiligenbeil stammte. Deren Geburtsort und die Linie ihrer Vorfahren lag im Fischerdorf Follendorf am Frischen Haff. Günter Neumann besuchte in den Dreißigern bis in die vierziger Jahre in den Schulferien seine dortigen Großeltern. Günter hatte noch fünf Geschwister – sie alle zogen mit der Mutter 1944 zur Großmutter und verblieben dort bis zur Flucht am 16. Februar 1945.
Nach dem Krieg erlernte Günter Neumann den Tischlerberuf, die Meisterprüfung erfolgte 1956, und er wählte dann das Studium zum Innenarchitekten. Vierzig Jahre übte er diesen Beruf aus. 1996 erfolgte seine Pensionierung.
Nie hat er nach der Flucht seine Heimat Ostpreußen vergessen – weder Königsberg noch das Kirchspiel Balga mit dem Dörfchen Follendorf. Nach Möglichkeit besuchte er unsere Kreistreffen in Burgdorf, nahm an den Sondertreffen des Kirchspiels Balga teil und lernte somit einen immer größer werdenden Kreis von Heimatfreunden kennen. Schon 1983 übernahm er die Leitung als Gemeindevertreter für Follendorf, Groß Hoppenbruch und Kahlholz. In den neunziger Jahren wählten ihn in Burgdorf die Landsleute der Mitgliederversammlung zum Stellvertreter von Erwin Ohnesorge – Kirchspiel Balga. Als ihm die berufliche Pensionierung 1996 mehr Freizeit ermöglichte, kandidierte er bei den anstehenden Kreistagswahlen zum 1. Kirchspielverterter für Balga im September 1997. Mit vollem Einsatz führte Günter Neumann-Holbeck von nun an zwei Aufgaben – Kirchspielvertreter Balga und Gemeindevertreter Follendorf, Groß Hoppenbruch und Kahlholz. Seinen ersten umfangreichen und interessanten Informationsbrief erhielten von nun an jährlich alle in der Kartei geführten Landsleute. Günter steigerte seine Aktivitäten mehr und mehr: durch Teilnahme an jeder Kreistagssitzung, den jährlichen Kreistreffen, durch Organisation von Sondertreffen des Kirchspiels, Leitung von Reisen nach Ostpreußen, wobei der Aufenthalt in Königsberg und der Besuch des Kreises Heiligenbeil im Vordergrund standen. Zurückgekehrt, verfasste er detaillierte Reiseberichte. Nach Verhandlungen mit russischen Organisationen vor Ort durfte er u. a. am Ortseingang von Balga wieder den bekannten Balgaer Stein mit der Begrüßung „Guten Tag“ aufstellen. Auch bei der Gründung des „Förderverein Kirche und Burg Balga e.V.“ in Königsberg durch Landsmann Fredi Müller nahm er aktiv teil. Gegen Ende seiner aktiven Kirchspieltätigkeit reiste er mehrmals ohne Begleitung ins Kreisgebiet. Der längste Aufenthalt dauerte einmal über vier Wochen. In dieser Zeit ging es teils um anstrengende Verhandlungen mit russischen Partnern um die Aufstellung des nach dem Krieg aus Balga verschwundenen „Gründungs-Gedenksteines“ mit der Inschrift „1239 Balga“. Ein Ersatzstein steht heute in Balga.
Nach dreiunddreißig Jahren – 1983 - 2016 - ehrenvoller Heimatarbeit nahm Günter Neumann-Holbeck seinen Abschied. Mein stets gutes kamaradschaftliches Verhältnis zu ihm hat nicht nur während der sechzehn Jahre als Kreisvetreter bestanden, sondern auch bis zu seinem Ausscheiden aus gesundheitlichen und altersbedingten Günden. Nun hat ein bekennendes ostpreußisches Herz für immer aufgehört zu schlagen. Der Kreisvorstand, die Landsleute aus den Dörfern des Kirchspiels Balga und ich werden Günter Neumann-Holbeck ein treues und ehrendes Gedenken bewahren. Siegfried Dreher
Ehrenvorsitzernder
