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13.11.20 / Stechpalmen / Baum im Post-Seuchenjahr

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46 vom 13. November 2020

Stechpalmen
Baum im Post-Seuchenjahr
Harald Tews

Die Stechpalme hat einen schweren Stand. Nicht dass man um ihren Bestand fürchten müsste. Da der Zierbaum laut Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt ist, haben sich die Bestände in den letzten 100 Jahren in Deutschland deutlich erholt.

Allerdings muss sich die Stechpalme gegen die Robinie durchsetzen, die ausgerechnet in diesem Seuchenjahr zum Baum des Jahres gewählt wurde, und allein deshalb in Erinnerung bleiben wird. Anfang kommenden Jahres wird die Robinie von der Stechpalme als „Baum des Jahres“ abgelöst, die sich dann wieder still in jene Liste einreiht, in der seit 31 Jahren in Deutschland jährlich ein neuer „Baum des Jahres“ aufgeführt wird. 

Nicht nur der Name Stechpalme klingt exotisch, das Immergrün wirkt mit seinen dornigen Blättern und roten Hülsenfrüchten auch fremdartig. Dabei ist das strauchartige Gewächs Europäerin durch und durch. Seit Urzeiten in Europa beheimatet, hat es Ilex aquifolia, die Europäische Stechpalme, aufgrund klimatischer Veränderungen geschafft, sich neue Lebensräume bis nach Skandinavien und Polen zu erschließen. Da sie häufig im Unterholz schattiger Laubwälder als Strauch wächst, ist ihre wirtschaftliche Nutzung weitgehend unbedeutend. Als Teil der heimischen Flora bildet sie aber einen wertvollen Baustein der Biodiversität unserer Wälder.

Als Ziergehölz hat die Stechpalme ihren Siegeszug schon lange angetreten und ist heute in kaum überschaubarer Farb- und Formenfülle in Gärten und Parks vertreten. Es waren Forstleute, Naturschützer und umweltbewusste Politiker, die in den 1920er Jahren auf den dramatischen Rückgang der Stechpalme reagierten. Zuvor erfreute sich die Art als Feiertagsdekoration so großer Beliebtheit, dass sie in ganzen Wagenladungen aus den Wäldern transportiert wurde. Seit etwa 100 Jahren hat wildwachsender Ilex, so der wissenschaftliche Name, als Weihnachtsdeko weitgehend ausgedient und steht in Deutschland unter besonderem Schutz.

Die Stechpalme hat aber noch etwas Besonderes zu bieten: Denn mit ihr als „Baum des Jahres“ hat die für die Krönung zuständige Wodarz-Stiftung erstmals einen deutschen Baumkönig gekürt. Bislang waren es immer Baumköniginnen. „König“ Nikolaus Fröhlich bringt als studierter Landschaftsarchitekt selbst viel Erfahrung aus dem Bereich Garten und Landwirtschaft mit und wird als Botschafter der „Baum des Jahres“-Stiftung nun in Sachen Stechpalme bundesweit die Werbetrommel rühren. „Die Stechpalme ist ein wichtiger Baustein unserer heimischen Biodiversität – und das möchte ich den Menschen im nächsten Jahr näherbringen“, erklärt er. Also, wenn das mal keinen auf die Stechpalme bringt.