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20.11.20 / Afrikanische Schweinepest Die Seuche hat Deutschland erreicht, dem Land droht schwerer wirtschaftlicher Schaden. In der Tschechei wurde das Problem durch die konsequente Einrichtung von Sicherheitszonen gelöst / Nun auch in der Bundesrepublik / Durch die Tierseuche drohen der deutschen Volkswirtschaft schwerste Belastungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47 vom 20. November 2020

Afrikanische Schweinepest Die Seuche hat Deutschland erreicht, dem Land droht schwerer wirtschaftlicher Schaden. In der Tschechei wurde das Problem durch die konsequente Einrichtung von Sicherheitszonen gelöst
Nun auch in der Bundesrepublik
Durch die Tierseuche drohen der deutschen Volkswirtschaft schwerste Belastungen
Wolfgang Kaufmann

Am 10. September geschah das schon seit Längerem Erwartete: Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner (CDU), gab bekannt, dass man nun auch auf deutschem Boden, nämlich in der Gemeinde Schenkendöbern im brandenburgischen Landkreis Spree-Neiße unweit der Grenze zu Polen, ein totes Wildschwein entdeckt hatte, das an der Afrikanischen Schweinepest (ASP) verendet war. 

Seither konnten die Experten des von Thomas Mettenleiter geführten Friedrich-Loeffler-Instituts für Tiergesundheit in 149 weiteren Fällen das ASP-Virus in Wildschweinkadavern nachweisen (Stand 13. November). Damit ist die aus Osteuropa kommende Tierseuche definitiv in die Bundesrepublik übergeschwappt.

Der Erreger stammt ursprünglich aus dem subsaharischen Afrika. Dort befällt er vor allem Warzen- und Buschschweine. Die Übertragung erfolgt zunächst durch Lederzecken. Das Virus ist jedoch ebenso widerstandsfähig wie ansteckend und kann nachfolgend auch über sämtliche Körperflüssigkeiten infizierter Tiere weitergegeben werden. Es überlebt sogar das Räuchern von Wurst aus dem Fleisch von mit der Afrikanischen Schweinepest infizierten Schweinen. 

Diese sterben fast immer an einem hämorrhagischen Fieber mit heftigen inneren Blutungen. Das gilt gleichermaßen für Hausschweine, die irgendwie mit den Überresten von an der Afrikanischen Schweinepest verendeten Wildtieren in Kontakt gekommen sind – möglicherweise auch indirekt über den Menschen. Impfstoffe zur Prophylaxe gegen die Krankheit gibt es keine. Darin liegt der Unterschied zu der schon seit 1833 bekannten Klassischen oder Europäischen Schweinepest (ESP), deren Erreger nicht mit dem ASP-Virus verwandt ist.

Importverbot in China und Südkorea

Für Kühe, Schafe und andere Nutztiere ist die ASP ungefährlich. Das gilt analog für den Menschen, der in keiner Weise auf das Virus reagiert. Trotzdem ist es erforderlich, die ASP mit äußerster Konsequenz zu bekämpfen, weil sie genauso schwere wirtschaftliche Schäden nach sich ziehen kann wie die ESP. Letztere führte in den 1990er Jahren alleine schon in Niedersachsen zu finanziellen Verlusten von mehr als zwei Milliarden D-Mark. Millionen von Hausschweinen mussten getötet und deren Kadaver entsorgt werden. Noch liegen die Zentren der Schweinemast im Westen Deutschlands relativ weit von den brandenburgischen Seuchenherden entfernt, und noch ist auch kein einziges Nutzschwein erkrankt, aber das kann sich schnell ändern, wenn das Virus durch leichtsinniges Verhalten aus den festgelegten ASP-Quarantänezonen hinausgetragen wird. 

Gefahr, dass der Markt kollabiert

Zudem haben die wichtigsten Großabnehmer für deutsches Schweinefleisch, China und Südkorea, wo die ASP ebenfalls grassiert, sofort ein offizielles Importverbot erlassen, nachdem der erste ASP-Fall in Deutschland bekanntgeworden war und das Land seinen Status als seuchenfrei verloren hatte. Dadurch fielen bereits die Erzeugerpreise. 

Mit Ausnahme der Risikogebiete entlang der polnischen Grenze, über die das Virus kam, ist der Verkauf in die Staaten der EU zwar nach wie vor grundsätzlich möglich, aber die EU-Kommission könnte in der Zukunft noch weitere Restriktionen erlassen. Zudem besteht die Gefahr des totalen Kollabierens des Schweinefleischmarktes in Deutschland, wenn die Verbraucher plötzlich in Panik auf Alternativen ausweichen.





Kurzporträts

Die Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) fordert vom Land Brandenburg verstärkte Anstrengungen im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest

Der Biologe Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdverband hält die Errichtung von Grenzzäunen zur Eindämmung der ASP für „reinen Aktionismus“

Thomas Mettenleiter ist der Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tiergesundheit, das die toten Wildschweine hierzulande auf ASP testet