18.04.2024

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20.11.20 / Ausbreitung / Kollateralschaden der Globalisierung / Ohne den Menschen und dessen Mobilität hätte sich das Virus nicht derart schnell weltweit ausbreiten können

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47 vom 20. November 2020

Ausbreitung
Kollateralschaden der Globalisierung
Ohne den Menschen und dessen Mobilität hätte sich das Virus nicht derart schnell weltweit ausbreiten können

Die schnelle weltweite Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) resultiert ebenso aus der Globalisierung wie die Pandemien beim Menschen. Die befallenen Tiere selbst tragen das Virus nur zu Lande und sehr langsam weiter – mit etwa 25 Kilometern pro Jahr. Dass die ASP nun von Afrika aus auf andere Kontinente gelangen konnte, hat ausschließlich der Mensch zu verantworten. Beispielsweise dadurch, dass das Virus an seinen Schuhsohlen oder Fahrzeugreifen auf Reisen ging. Am riskantesten ist das Mitführen von infizierten Schweinefleischprodukten. In einem Schinken kann der ASP-Erreger nahezu 400 Tage überstehen und in tiefgefrorenem Fleisch sogar länger als sechs Jahre.

Das ASP-Virus wurde 1921 in Kenia entdeckt und in Europa erstmals 1957 in Portugal nachgewiesen. Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts kam es dann wiederholt zu kurzzeitigen, bald wieder auslaufenden Seuchenwellen in Lateinamerika und der Karibik sowie auch in Frankreich, den Niederlanden und auf der Iberischen Halbinsel. Seit Mai 2007 scheint die ASP nun auf Dauer in Europa Fuß gefasst zu haben.

Von Georgien aus in die Welt

Ausgangspunkt war in diesem Falle der georgische Schwarzmeerhafen Poti. Höchstwahrscheinlich sind dort kontaminierte Nahrungsmittelabfälle afrikanischen Ursprungs auf illegale Weise entsorgt worden. Von hier aus breitete sich das Virus kontinuierlich aus und erreichte nach und nach weitere Länder: 2007 Armenien und Russland, 2012 die Ukraine, 2013 Weißrussland, 2014 Litauen, Lettland, Estland und Polen, 2017 die Tschechei und Rumänien, 2018 Ungarn, Bulgarien, Belgien und Luxemburg, 2019 Serbien und die Slowakei, im Februar dieses Jahres Griechenland sowie schließlich im September nun auch Deutschland. 

Die meisten Fälle wurden bisher in Ungarn mit 3665 und Polen mit 3655 bis einschließlich 13. November registriert, wobei in aller Regel Wildschweine betroffen waren.

Darüber hinaus trat die Afrikanische Schweinegrippe seit August 2018 kurz nacheinander in zahlreichen außereuropäischen Staaten auf, was ebenfalls ein Novum darstellte. Betroffen waren beziehungsweise sind noch immer fast alle Provinzen Chinas einschließlich Tibet, Nord- und Südkorea, die Mongolei, Vietnam, Laos, Myanmar, die Philippinen, Indien sowie Indonesien. 

Und die Tierseuche grassiert nun auch in den bislang ASP-freien afrikanischen Staaten Ghana, Togo, Namibia und Südafrika. Das Virus vermochte es also durch den Menschen und die Globalisierung, in Windeseile Hunderte von Kilometern zu überwinden.W.K.