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20.11.20 / Seuchenbekämpfung / Zonen und Zäune gegen die Pest / Brandenburg macht Ernst im Kampf gegen die afrikanische Geißel der Schweinebranche

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47 vom 20. November 2020

Seuchenbekämpfung
Zonen und Zäune gegen die Pest
Brandenburg macht Ernst im Kampf gegen die afrikanische Geißel der Schweinebranche
Dagmar Jestrzemski

Nachdem der Erreger der Afrikanischen Schweinepest (ASP, siehe auch Thema der Woche, Seite 2) Mitte September erstmals in Brandenburg wenige Kilometer von der polnischen Grenze entfernt beim Schwarzwild nachgewiesen worden war, entwickelte sich ein unerwartet virulentes Ausbruchsgeschehen. Insgesamt wurden bis zum 11. November in Brandenburg 141 Wildschweine positiv auf ASP getestet. Ein Einzelfund wurde aus dem sächsischen Landkreis Görlitz gemeldet. Hausschweine sind bisher nicht betroffen. 

Krisenstab in Potsdam gebildet

Die Maßnahmen zum Schutz vor der Ausbreitung und zur Eingrenzung der Seuche koordiniert der Landeskrisenstab in Potsdam in Zusammenarbeit mit Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Polizei, Veterinären und Verbänden. Um die Fundstellen mit dem positiven Virusnachweis wurde als Restriktionsgebiet ein „gefährdetes Gebiet“ mit einem inneren Bereich, dem „Kerngebiet“, definiert sowie um das „gefährdete Gebiet“ eine „Weiße Zone“. Dabei handelt es sich um einen fünf Kilometer breiten Streifen, der das Restriktionsgebiet in den Landkreisen Oder-Spree, Spree-Neiße und Dahme-Spreewald wie ein Halbkreis umschließt. Dieser Streifen wird mit zwei festen wildschweinsicheren Drahtzäunen gesichert.

Durch eine Gesetzesänderung machte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft den Weg frei für eine vollständige Tötung aller Wildschweine in der „Weißen Zone“. Dazu lag eine Empfehlung des EU-Veterinärnotfallteams vor. Da sich Wildschweinfleisch aus der angrenzenden Pufferzone, in der die Jagd noch erlaubt ist, nicht vermarkten lässt, hat das Brandenburger Landwirtschaftsministerium durch Abgabeprämien Anreize für die Jagd geschaffen. Die abgelieferten Kadaver werden auf ASP beprobt und anschließend unschädlich beseitigt.

Dänemark ist völlig wildschweinfrei

Zur Gefahrenabwehr waren bereits ab Januar in Brandenburg mobile Elektrozäune ohne feste Verankerung im Boden entlang der Oder und Neiße bis Frankfurt an der Oder auf einer Länge von 128 Kilometern errichtet worden. Nach den ersten ASP-Befunden wurde bei einer Begehung der ASP-Kernzone festgestellt, dass die Zäune durchlässig für Schwarzwild und daher offenbar nutzlos waren. Die mobilen Zäune werden seither durch einen festen Schutzzaun ersetzt. Auch Sachsen begann mit der Errichtung einer festen Barriere, um die festgelegte Sperrzone einzugrenzen und für Wildschweine unpassierbar zu machen.

Dänemark hatte im Februar seinen 70 Kilometer langen, festen Wildschweinzaun entlang der Grenze zu Schleswig-Holstein zum Schutz der heimischen Schweinefleisch-Exportindustrie fertiggestellt. Zusätzlich wurde die kleine Wildschweinpopulation in Jütland bereits ab 2019 konsequent reduziert. Inzwischen soll es keine Wildschweine mehr in Dänemark geben. Ein effizienter Seuchenschutz ist für die dänische Schweinebranche von enormer Bedeutung. Diese steht weit oben auf der politischen Agenda im nördlichen Nachbarland. Im Juli 2020 wurden dort 13,16 Millionen Hausschweine gezählt. Mit seinen 5,81 Einwohnern ist Dänemark das einzige europäische Land, in dem mehr Schweine als Menschen leben.