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20.11.20 / SARS-CoV-2 / Handelsverband warnt vor Laden-Sterben / Anti-Corona-Maßnahmen treffen in Deutschland auf einen bereits vorgeschädigten Einzelhandel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47 vom 20. November 2020

SARS-CoV-2
Handelsverband warnt vor Laden-Sterben
Anti-Corona-Maßnahmen treffen in Deutschland auf einen bereits vorgeschädigten Einzelhandel
Norman Hanert

Schon seit Jahren machen Online-Händler und große Einkaufszentren auf der grünen Wiese dem klassischen Einzelhandel in den Innenstädten zu schaffen. Nun kämpfen viele Geschäfte um ihre bloße Existenz. Vor dem Hintergrund neuer Pandemie-Maßnahmen warnen der Handelsverband Deutschland (HDE) und der Zentrale Immobilienausschuss (ZIA) vor einem Laden-Sterben in Deutschlands Einkaufsstraßen.

 Laut dem Handelsverband Deutschland lag in den Innenstädten die Zahl der Kunden in der ersten Woche dieses Monats um mehr als vier Zehntel unter der des Vorjahreszeitraums. Beim Umsatz ermittelte der Branchenverband durch seine Umfrage unter mehr als 500 Unternehmen ein Minus von einem Drittel. Der Präsident des Handelsverbandes Textil, Steffen Jost, berichtet sogar, dass in den ersten Tagen unter verschärften Corona-Regeln einige Geschäfte seines Verbandes Umsatzeinbrüche von bis zu 80 Prozent gemeldet haben. 

Denkbar ungünstiger Zeitpunkt

Der HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Gent nennt gleich mehrere Gründe für das Wegbleiben der Kunden. „Der Handel in den Innenstädten darf zwar öffnen, gleichzeitig appelliert die Politik aber an die Kunden, zu Hause zu bleiben“, so Gent. Als Folge sänken vielerorts die Kundenfrequenzen so stark, dass die Geschäfte nicht mehr überleben könnten. 

Aus Sicht des HDE-Chefs spielt zusätzlich ein indirekter Effekt eine Rolle. Zwar seien die Läden weiterhin geöffnet, aber weil Restaurants, Kinos, Theater und Fitnessstudios geschlossen blieben, machten sich generell weniger Menschen auf den Weg in die Stadtzentren. 

Auch für den Vorsitzenden der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) der CDU/CSU, Carsten Linnemann, ist klar, dass Einkaufen für viele Menschen mehr bedeutet als nur das reine Beschaffen von Lebensmitteln und Konsumartikeln. 

Im Deutschlandfunk sagte der CDU-Wirtschaftsexperte: „Heute geht man nicht in die Stadt, um sich nur eine Jeans zu kaufen. Man geht in die Stadt, um einen Erlebniskauf zu haben, um auch mal einen Cappuccino zu trinken und vieles andere mehr.“ Dementsprechend plädiert der Stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion dafür, die Gastronomie zumindest in den Innenstädten wieder zu öffnen, um dem Handel im wichtigen Weihnachtsgeschäft eine Hilfe zu geben. 

Linnemann verwies bei der Gelegenheit dabei darauf, dass sich die Gastronomie wie kaum eine andere Branche an die Pandemie-Regeln gehalten habe. 

Das neuerliche Runterfahren des öffentlichen Lebens trifft den Einzelhandel zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Ein Teil der Händler erwirtschaftet in den Wochen vor Weihnachten üblicherweise fast ein Drittel des Jahresumsatzes. Im Weihnachtsgeschäft bauen viele Händler oftmals ein finanzielles Polster auf, um Durststrecken im übrigen Jahr überbrücken zu können.