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20.11.20 / Kommentare / Haltungsfragen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47 vom 20. November 2020

Kommentare
Haltungsfragen
Erik Lommatzsch

Unverschämt ist das. Der Verlag Hoffmann und Campe nimmt die Schriftstellerin Monika Maron nach ihrem Rauswurf bei S. Fischer in sein Programm auf, hält aber eine Rechtfertigung gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ („SZ“) nicht für nötig. Nicht einmal auf Nachfrage. „Erklärt euch“, fordert das meinungshoheitliche Presseorgan.

Zur Begründung fährt die „SZ“ das bekannte Kontaktschuldgeschütz in verschärftem Ton auf. „Gerne“ hätte sie erfahren, ob Hoffmann und Campe „keine Schwierigkeiten“ damit habe, dass Maron im Verlag der Loschwitzer Buchhändlerin Susanne Dagen veröffentlichte. Letztere stelle „Nähe“ mit dem „österreichischen Neonazi Martin Sellner“ und der „Zynikerin Ellen Kositza aus Schnellroda“ in einer Internet-Literatursendung „zur Schau“. Dazu komme Dagens „Gefasel von der Lügenpresse und der Heimat“. Um den etwas wackeligen Zusammenhang mit Maron wieder herzustellen, unterstreicht die „SZ“, dass der „Trennungsgrund“ für S. Fischer das „Zusammenwirken mit der Loschwitzer Bücherhölle“ gewesen sei. 

Aber nicht nur Hoffmann und Campe benimmt sich – zumindest aus Sicht der Münchner Kollegen – schäbig gegenüber der „SZ“. Zunehmend „trappistenklösterlich“ gäben sich Verlage bezüglich ihrer „umstrittenen Autoren“. So erweckte auch der „superwässrige Kommentar“ des Suhrkamp Verlages nach kritischen Äußerungen seines Autors Uwe Tellkamp im Jahr 2018 Missfallen. Die „SZ“ fragt nun, ob dessen angekündigter Roman „Lava“ überhaupt noch komme. Tellkamp sei die „nächste Personalie, um deren Schicksal gerätselt wird“. 

Seitens der angesprochenen Verlage kann man nur reine Bösartigkeit vermuten, stören sie doch das klar strukturierte Freund-Feind-Weltbild der „SZ“, indem sie nicht ausdrücklich „Haltung“ zeigen. Der Berliner „Tagesspiegel“ gibt sich ähnlich irritiert. Und mit erhobenem Zeigefinger erklärt die „Welt“, Maron habe mit dem Neuanfang bei Hoffmann und Campe „die Gelegenheit, sich grundsätzlich zu den sogenannten Neuen Rechten zu positionieren“.