24.04.2024

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20.11.20 / Blutsonntag / Doppelte Niederlage Londons

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47 vom 20. November 2020

Blutsonntag
Doppelte Niederlage Londons
Manuel Ruoff

Vor 100 Jahren, am sogenannten Blutsonntag (Bloody Sunday), verlor Großbritannien einen Großteil sowohl seines Agentennetztes in Irland als auch seiner Glaubwürdigkeit. Im Zuge des Irischen Unabhängigkeitskrieges von 1919 bis 1921 ging die im Untergrund agierende Irische Republikanische Armee (IRA) am Morgen des 21. November 1920 an verschiedenen Stellen Dublins gegen britische Agenten vor. Bei der konzertierten IRA-Aktion wurden 16 Gegner getötet und fünf verletzt.

Die britische Seite sann auf Rache. Am Nachmittag jenes Sonntags fand im Dubliner Stadtteil Drumcondra im Stadion Croke Park ein Spiel des Gaelic-Football-Teams aus Dublin gegen die Mannschaft aus der Grafschaft Tipperary statt. Ungefähr 5000 Menschen wollten sich das Match ansehen und füllten das Stadion. Nachdem das Spiel um 15.15 Uhr nach halbstündiger Verspätung begonnen hatte, stürmten britische Soldaten vom Norden und britische Polizisten vom Süden, unterstützt von Hilfstruppen, den sogenannten Auxiliaries und Black and Tans, das Stadion. Ihr Auftrag war es eigentlich, sich um das Spielfeld zu positionieren, die Ausgänge unter ihre Kontrolle zu bringen und die Anwesenden nach Waffen zu durchsuchen. 

Um 15.25 Uhr begannen die Briten jedoch, auf die Iren zu schießen. Sieben von diesen wurden sofort erschossen. Fünf erlagen später ihren Schussverletzungen. Zwei wurden von der panisch zurückweichenden Menge zertrampelt. 65 wurden verletzt. Unter den Opfern waren auch zwei Spieler. Michael Hogan wurde erschossen, Jim Egan angeschossen. Die Briten hatten keine Opfer zu beklagen. Nach dem Massaker durchsuchten sie die Überlebenden nach Waffen und ließen sie dann ziehen. Einen weggeworfenen Revolver fanden die Briten. 

Das Massaker, dem unterschiedslos neben Männern auch Frauen und Kinder zum Opfer fielen, schadete dem Image der Briten nicht nur in Irland nachhaltig. Ungeachtet der doch recht anderen Größenordnung wurden Parallelen zum Massaker von Amritsar in Indien gezogen, in dem britische Soldaten ein Jahr zuvor ebenfalls wehrlose Zivilisten eines von ihnen besetzten Landes wahllos niedergeschossen hatten (siehe PAZ vom 12. April 2019).

Zu jenem Blutsonntag gehört schließlich auch noch, dass an dessen Abend zwei an der Planung der Aktion vom Morgen beteiligte IRA-Mitglieder samt einem unbeteiligten Freund verhaftet und nach Dublin Castle, dem Sitz der britischen Verwaltung in Irland, gebracht wurden. Dort wurden sie angeblich auf der Flucht erschossen. Ihre Leichen wiesen Folterspuren auf.